WOZ News

Nr. 9 –

Bürgerbewegte

Ein Fettnäpfchen kommt selten allein. Als wir vor einer Woche hier unsere Schwierigkeiten, einem SVP-Nationalrat seinen Kanton korrekt zuzuordnen, offenlegen mussten, haben wir prompt die Zahl der Genfer SVP-Nationalrät:innen von zwei auf vier verdoppelt, indem wir ihnen kurzerhand die beiden Herren, die das Mouvement Citoyens Genevois vertreten, zugeschlagen haben. Dass alle vier der gleichen Fraktion angehören, also dem gleichen Näpfchen, ist ein extrem schwacher Trost. 

Untergrabene

«Der heute Parteilose will den Links-Rechts-Graben aufbrechen», schreibt die «Luzerner Zeitung» über den ehemaligen Grünen-Politiker Urban Frye, der für die Exekutive der Stadt Luzern kandidiert. Ein origineller Ansatz, wollen doch andere den Graben stets zuschütten. Zu bedenken ist höchstens, dass denen, die weder links noch rechts des Grabens stehen, mittendrin die Weitsicht verwehrt ist.

Standortbenachteiligte

Im solothurnischen Nunningen hat sich eine Sterbehilfeorganisation niedergelassen, ohne Gemeinde und Bevölkerung vorgängig über ihr Wirken zu orientieren. «Dass hier Menschen sterben, kommt nicht gut an», resümiert denn auch die «bz Basel», ungeachtet dessen, dass auch Nunninger:innen vergänglich sein dürften. Vieles spricht aber dafür, dass der Satz, wenn nicht ortsgebunden, überall passt.

Spannende

Das Forum Schweizer Geschichte Schwyz weist auf eine Ausstellung über die Geschichte der Kinderarbeit bis zu den Kinderrechten der Gegenwart hin. Kinder mussten früher überall mitarbeiten, neben allem anderen klöppelten sie, «spinnten oder fabrizierten Strohschnüerli in Heimarbeit». Ab 1874 durften die Kinder dann dank der eingeführten Schulpflicht auch den Unterschied zwischen starken und schwachen Verben kennenlernen. Gezwungenermassen spannen und schufteten jedoch viele nebenher weiter.

Stilbewusste

«Viola Amherd, SVP-Bundesrätin und Bundespräsidentin, weiss, wie Frauen einem klassischen Business-Anzug etwas persönliche couleur verleihen können: mit der Bluse», schrieb die redaktionelle Leiterin des Magazins «Z». Letztere «interessiert sich nicht nur dafür, was Menschen tragen, sondern auch dafür, warum sie es tun». Die Parteizugehörigkeit gehört nicht dazu.

Schwanende

Über den Inhaber eines Szenelokals wusste das «St. Galler Tagblatt»: «Der 44-jährige wähnt ein gut funktionierendes Team in der Küche und im Service in seinem Rücken.» Da machen wir uns über die Zukunft des Restaurants doch ein paar Sorgen.

Bedauernswerte

«Diese Woche entscheidet sich in London, ob der weltberühmte Journalist an die USA ausliefern wird», versprach die «taz» den Leser:innen des «Monde diplomatique». Der Satz stammt wohl aus der Zeit, als das Wünschen noch geholfen hat. Selber ein paar Sachen ausliefern würde Julian Assange sicher noch so gern.

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