Editorial: Im Exil: Ungehörte Stimmen zum Krieg gegen die Ukraine

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Neun Monate dauert der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine nun. Während die Menschen vor Ort weiterhin ums Überleben kämpfen, hat sich die Aufmerksamkeit im westlichen Europa vom Krieg abgewandt. Probleme wie Inflation und Energiekrise scheinen gerade wichtiger. Doch es gibt eine Welt zwischen dem Schlachtfeld und seiner Verdrängung: das Exil, in dem die Menschen leben, die vor dem Krieg oder den diktatorischen Regimes in Russland und Belarus geflüchtet sind. Obwohl ihre Stimmen so zentral wären, um die Geschichte und die Zäsur dieses Krieges zu verstehen, spielen sie in der europäischen Öffentlichkeit kaum eine Rolle. Dieses «wobei» wirkt diesem fatalen Defizit entgegen. Unsere Autorin Anna Jikhareva, wenige Jahre vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion in Moskau geboren, hat zahlreiche Gespräche mit Menschen im Exil geführt und ihre Erlebnisse, Gedanken und Perspektiven aufgeschrieben und geordnet. Es ist nicht nur eine Geschichte der gewaltsamen Festigung eines autoritären Regimes, sondern auch eines Kampfs um die Deutung von Geschichte und Gegenwart. Was derzeit geschieht, wird aufzuarbeiten sein, wenn der Krieg und die Diktatur einst Geschichte sind.

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