Arbeitskampf: Viel Solidarität mit streikenden Lkw-Fahrern

Nr. 15 –

Die Autobahnraststätte im hessischen Gräfenhausen, unweit von Darmstadt gelegen, hat über die Ostertage internationale Bekanntheit erlangt. Seit dem 20. März streiken auf der Raststätte etwa fünfzig Lkw-Fahrer, die hauptsächlich aus Georgien und Usbekistan stammen, um gegen ausbleibende Löhne und miserable Arbeitsbedingungen als Scheinselbstständige beim polnischen Fuhrunternehmen Mazur zu protestieren. Am Karfreitag eskalierte die Situation, als unvermittelt der Firmenchef Lukasz Mazur in Gräfenhausen auftauchte – mitsamt dem paramilitärischen Schlägertrupp Rutkowski Patrol. Offenbar wollte Mazur die streikenden Fahrer zur Freigabe der Lastwagen bringen. Doch die martialische Aktion ging nach hinten los. Die Polizei schritt ein und nahm den Schlägertrupp samt Firmenchef fest – unter Applaus der Streikenden. Auch grosse deutsche und internationale Medien berichteten im Anschluss über den Arbeitskampf der Lkw-Fahrer, die seither eine Welle der Solidarität erfahren und Grussbotschaften aus aller Welt erhalten.

Der Arbeitskampf der georgischen und usbekischen Chauffeure ist in mehrfacher Hinsicht aufschlussreich: Er zeigt, mit welch brutalen Methoden Firmen im europäischen Güterverkehr ihre Interessen durchsetzen wollen. Lohndumping und unerträgliche Arbeitszeiten gehören in der Lastwagenbranche zum Alltag. Oft sind die Fahrer:innen nur ungenügend über ihre Rechte aufgeklärt, und es fehlt an Instrumenten und rechtlichen Grundlagen, um die international verflochtene Branche zur Durchsetzung von Arbeitsrechten zu verpflichten. Der Fall Gräfenhausen ist jedoch auch ein positives Beispiel dafür, was eine entschlossene Unterstützung durch Gewerkschaften und gute Öffentlichkeitsarbeit bewirken kann. Der Deutsche Gewerkschaftsbund war rasch vor Ort, sein Twitter-Account «Faire Mobilität» informierte über die weitere Entwicklung aus der Perspektive der Streikenden. Mittlerweile haben offenbar auch erste Firmen die Zusammenarbeit mit dem polnischen Fuhrunternehmen eingestellt.