Rock: Hart, aber cool

Nr. 36 –

Album-Cover «Oxt to Anyone» von Beurre
Beurre: «Oxt to Anyone». Humus Records. 2023. Nächste Konzerte: 8. 9.2023 Zürich, Helsinki; 15. 9.2023 Luzern, Sedel; 1. 10.2023 Yverdon-Les-Bains, Amalgame; 6. 10.2023 St. Gallen, Palace; 7. 10.2023 Nyon, Usine à Gaz.

Ein ausgefuchster Beat ist das. Langsam und überschaubar eigentlich, die Betonungen schwer und unmissverständlich. Aber irgendwo hängt er an, verschleppt den gemächlichen Fluss. Man zählt die Schläge, und tatsächlich, da fehlt einer! Es ist, als wäre alle fünfzehn Achtelschläge einer herausgeschnitten worden, ein 15/8-Takt theoretisch oder zwei abwechselnde Takte. Doch das klingt gar nicht so vertrackt oder gar esoterisch, in der Irritation des sicheren Tritts sogar sehr direkt. Und sowieso ist das hier erst der Anfang. Über dem Schlagzeug spielt die Gitarre derweil einen dürren, kratzigen Drone, im Hintergrund sind seelige Klangschlieren zu hören. Zwei Minuten dauert dieser lauernde Trott, bis ein arg verzerrter Schrei und ein fettes Gitarrenriff einfahren, ein Headbanger!

Die Rhythmik dieses Stücks, «Ways» heisst es, ist eine gute Idee, und Beurre, so heisst die Band, die hier spielt, ziehen sie durch, zehn Minuten lang. Man findet ähnlich gelagerte Ideen auch in anderen Stücken auf dieser Platte, «Oxt to Anyone», der ersten von Beurre. Die drei Musiker spielen sonst anderswo, der Bassist Chadi Messmer kommt aus der Rockszene von La Chaux-de-Fonds, Elischa Heller spielt etwa Gitarre bei Film 2, Philip Meienhofer Schlagzeug bei Elio Ricca.

Sie toben sich aus in ihrem garstigen Noise-Rock-Sound, in einem guten Sinn, stellen Ideen in den Raum, hören ihnen dabei zu, wie sie sich entwickeln oder gegeneinanderstossen. Manchmal lehnen sich die drei genüsslich hinein in ein Riff, in den freier schwingenden Gitarren klingt gar schlammiger Metal an, der Sound ist wuchtig produziert. Aber die Gitarren flimmern über ihre Spur hinaus oder klingen wie ineinander verknetet, die Stimme ist weit im verzerrten Irgendwo vergraben, und die Wiederholungen sind zu aufsässig, als dass sich ein rockiger Trott einstellen könnte.

Hart, aber cool klingt diese Platte. Ihr hübsches Albumcover zeigt eine schief ins Bild gesetzte Kuh, darüber eine dicht verästelte Grafik, sie erinnert an ein Bandlogo aus dem Metaluntergrund, aber durch den Kunstschulfilter gedreht.