Blutige Geschichte: Kampf um die Erinnerung an die Kolonialzeit

Nr. 17 –

Die Nelkenrevolution beendete die brutalen Kolonialkriege Portugals. Heute erinnern Zeitzeug:innen an die oft vergessene Geschichte –während die erstarkte extreme Rechte diese umdeuten will.

Wenn Portugal in diesen Tagen der Nelkenrevolution vor fünfzig Jahren gedenkt, kommen auch bei Adul Carimo Só Erinnerungen hoch. «Selbstverständlich gab es in Portugal während der Diktatur massive Repression, aber das grösste Leid haben wir in den Kolonien erfahren.» Só, 61 Jahre alt, Schnurrbart, sitzt im Café eines Einkaufszentrums. Während er spricht, schwingen seine mit dicken Ringen geschmückten Hände durch die Luft. Hier, im Nordwesten Lissabons, leben viele Menschen aus den ehemaligen afrikanischen Kolonien. Von dort, genauer Portugiesisch-Guinea, kam auch Só 1989 nach Portugal. Einst Mitglied der Sozialistischen Partei auf Madeira, ist er heute eine wichtige Figur in der guineischen Community Lissabons.

Só wuchs in Bafatá auf, einer Stadt im Landesinnern Guinea-Bissaus. Einmal, erinnert er sich, sei er von Kolonialsoldaten verhaftet worden, weil er Fussball auf der Strasse gespielt habe. Da war er gerade einmal sechs Jahre alt. «In der Schule unterrichteten sie uns die Geschichte und Geografie Portugals», erinnert er sich. «Aber wir lernten nichts über unser eigenes Land.»

Um diesen Artikel zu lesen, haben Sie drei Möglichkeiten:

Jetzt die WOZ abonnieren Login (für Abonnent:innen) App laden und Einzelausgabe kaufen