Bunker, Prepper, Präparate IV. Schiesswut

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Inschrift mit Tell-Gemälde in der einstigen Offizierskantine: «Der Feind kann niemals siegen, wenn wir nicht unterliegen»
«Der Feind kann niemals siegen, wenn wir nicht unterliegen»: Inschrift mit Tell-Gemälde in der einstigen Offizierskantine.

«Erst schiessen, dann Fragen stellen.»

Jeremy Scahill, Autor von «Blackwater. Der Aufstieg der mächtigsten Privatarmee der Welt», über die US-Söldnerfirma

Es ist Anfang März, doch von Frühling ist noch nichts zu spüren. Ein kalter Wind weht durch die engen Gassen der Hackeschen Höfe in Berlin-Mitte, der Himmel ist ein einziges schmieriges Grau. Im grössten Gewerbehofensemble Deutschlands wartet Martina Renner in einem grossräumigen Salonrestaurant, um die Hintergründe ihrer Auseinandersetzung mit der deutschen Söldnerfirma Asgaard zu erläutern, die uns vor knapp drei Jahren überhaupt erst auf die Bunkerspur brachte. «Keine Fragen zu meiner Partei», beginnt die Bundestagsabgeordnete das Gespräch und bestellt ein herzhaftes Frühstück.

Ihre ansteckende Fröhlichkeit steht in starkem Kontrast zu ihrer politischen Ernsthaftigkeit. Da ist einerseits der zermürbende, in aller Öffentlichkeit vollzogene Selbstzerstörungskurs, auf dem sich ihre Partei, Die Linke, seit Monaten befindet. Vor allem aber hat sich Renner mit ihrem unerschrockenen Engagement gegen rechtsextreme Akteur:innen und deren Strukturen Feinde in einer Szene gemacht, die auch vor Mord nicht zurückschreckt.

Die antifaschistische Arbeit war ihr stets wichtiger als eine Karriere innerhalb der notorisch zerstrittenen Partei. Dieser Fokus zieht sich durch die ganze bisherige Laufbahn der gebürtigen Mainzerin. «Ich habe schon als Schülerin gegen einen bekannten Nazitreffpunkt in meiner Nachbarschaft demonstriert. Während des Philosophiestudiums in Bremen war ich dann ab Ende der achtziger Jahre in antifaschistischen Recherchegruppen aktiv», sagt Renner. Als Sozialistin sei es für sie selbstverständlich, auch Antifaschistin zu sein, das gehöre zwingend zusammen.

Anfang der nuller Jahre zog Renner nach Thüringen, wo sie zunächst als wissenschaftliche Mitarbeiterin für die Fraktion der Linken im Erfurter Landtag tätig war, ehe sie 2009 selbst ins Parlament des Bundeslands gewählt wurde. In diese Zeit fiel ihre bis heute prägendste politische Arbeit: die Aufklärung der rechtsextremistischen Mordserie des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU), die zwischen 2000 und 2007 neun Migranten und eine Polizistin das Leben kostete. Das NSU-Kerntrio stammte aus Thüringen, seine fatale Radikalisierung fand sozusagen vor der Haustür statt. Entsprechend gross war der Aufklärungswille im mitteldeutschen Bundesland. Martina Renner war als Obfrau des thüringischen Untersuchungsausschusses zum NSU so tief im Thema drin wie kaum jemand sonst.

Staatlich finanzierter Rechtsextremismus

Die politische Aufklärungsarbeit war entscheidend, um das von den Behörden verbreitete Narrativ der Einzeltäterschaft im Fall des NSU-Komplexes zu dekonstruieren. In Tat und Wahrheit konnte das Kerntrio auf ein breites Netz an Unterstützer:innen aus der militanten rechtsextremen Szene Deutschlands zählen. Deren Infrastruktur wurde massgeblich vom Inlandsgeheimdienst mitfinanziert – und wird es heute noch. Der Verfassungsschutz zahlt nämlich Spitzel, sogenannte V-Männer, für die Informationsbeschaffung. In vielen Fällen haben sich diese Infos als wertlos erwiesen. Für den Aufbau von stabilen rechtsextremen Strukturen hingegen waren die staatlichen Gelder entscheidend.

Im Fall des NSU erwies sich das als besonders gravierend: Ein V-Mann, Ralf Marschner aus dem sächsischen Zwickau, der besonders nah am NSU-Kerntrio dran war, entzog sich den deutschen Ermittlungsbehörden, indem er sich 2009, noch vor dem Auffliegen der rechtsterroristischen Mordserie, in die Ostschweiz absetzte. Die WOZ hat die Geschichte des V-Manns nachrecherchiert und sich damals eng mit Martina Renner ausgetauscht (siehe WOZ Nr. 16/18).

Zu jener Zeit, 2018, war Renner schon nicht mehr in Erfurt tätig, sondern seit 2013 als Bundestagsabgeordnete in Berlin. Auch auf der grossen nationalen Politbühne setzte sie ihr antifaschistisches Wirken fort. Und zwar derart engagiert und erfolgreich, dass sie zu einem veritablen Feindbild der rechtsextremen Szene wurde. Erstaunlicherweise hat sie sich auch davon ihre Fröhlichkeit und ihre Motivation keineswegs nehmen lassen. So ernst das Thema unseres Treffens auch ist, es wird immer wieder gelacht. Etwa als Martina Renner von obskuren Unternehmungen eines Asgaard-Hintermanns in Kroatien berichtet.

In den letzten Jahren hat sich Renners Arbeitsfokus verschoben. Zunehmend setzt sie sich mit den deutschen Sicherheitsbehörden und deren Unterwanderung durch Rechtsradikale auseinander. Etwa mit Uniter, einem extrem rechten Netzwerk von Bundeswehrveteranen. Gewisse Mitglieder dieses Netzes bereiteten sich explizit auf den «Tag X» vor, an dem die öffentliche Ordnung zerschlagen werden soll. In diesem Umfeld war auch die Rede von Waffenlagern, «Safe Houses» und einer Liste mit Personen, die «liquidiert» werden sollen.

Uniter blieb nicht der einzige Akteur, der einen organisierten, bewaffneten Putsch von rechts herbeifantasierte. Bald tauchte ein weiterer Name auf: Asgaard, eine deutsche Firma, die sich zum Ziel gesetzt hatte, im milliardenschweren Markt des globalen Söldnerwesens Fuss zu fassen. Bereits kurz nach ihrer Gründung sorgte die ehrgeizige Söldnerfirma für Schlagzeilen: 2010 plante sie einen Einsatz mit mehr als hundert ehemaligen Bundeswehrsoldaten in Somalia, angeblich bestand sogar ein Vertrag mit einem Warlord, der sich als legitimer Staatspräsident sah. Das Projekt scheiterte kläglich.

2017 wurden rechtsextreme Umtriebe von Asgaard-Mitarbeitern im Irak bekannt, und im Herbst 2020 nahm der Generalbundesanwalt Ermittlungen gegen den Geschäftsführer der Firma auf. Der Verdachtspunkt: die Vorbereitung auf einen «Tag X», an dem es zu einem politischen Umsturz in Deutschland kommen soll. Zusammen mit weiteren Personen soll der ehemalige Fallschirmjäger der Bundeswehr die Erschiessung von Politiker:innen und Asylsuchenden geplant haben. Ganz konkret auch jene von Martina Renner. Das zumindest behauptete ein ehemaliger Mitarbeiter und späterer Konkurrent des Asgaard-Geschäftsführers gegenüber den Ermittlungsbehörden.

Der Verdächtigte hatte die Vorwürfe stets bestritten. Vor rund einem Jahr stellte der Generalbundesanwalt das Verfahren ein. Die Verdachtsmomente hätten sich nicht erhärtet, es gebe keine ausreichenden Gründe für eine Anklageerhebung. Die Einstellung des Verfahrens dürfe aber nicht darüber hinwegtäuschen, wie ernst das Thema sei, sagt Renner. «Die Hürden sind hoch, bis der Generalbundesanwalt Ermittlungen aufnimmt, es braucht handfeste Gründe dafür. Die Bedrohung, die von rechtsextremen Gruppen ausgeht, die von einem ‹Tag X› träumen und dann konkrete Personen liquidieren wollen, wird mittlerweile auch von den Sicherheitsbehörden anerkannt.» Sie selbst habe ein tolles Team von engagierten Leuten um sich, das sie stütze und unterstütze. Das gebe ihr den nötigen Halt, um sich nicht einschüchtern zu lassen.

Kontakt über eine Instagram-Anzeige

Zurück in Zürich, besorgen wir uns Unterlagen zum Asgaard-Komplex, über den deutsche Blätter wie der «Spiegel» oder die «Zeit» gross berichtet haben. Es handelt sich um Zeugenvernehmungen sowie Auszüge von Chatinhalten von zentralen Asgaard-Akteur:innen. Die Auswertung des Mobiltelefons des Geschäftsführers durch das Bundeskriminalamt (BKA) hat ergeben, dass Ende Januar 2020 ein «Schiesstraining mit den ‹neuen Legionären› in der Schweiz in einer Art Bunkeranlage» stattfand, an dem auch der Geschäftsführer und seine Assistentin teilnahmen. Gemäss BKA habe es sich hierbei um «eine Einsatzvorbereitung gehandelt», es würden «diverse Bild- und Videoaufnahmen» zum Schiesstraining existieren. «Anhaltspunkte für ein konspiratives Schiesstraining» ergäben sich aber nicht.

Am interessantesten ist die «Zeugenvernehmung» von S. G., der damaligen Assistentin des Geschäftsführers. Als das BKA sie im Juni 2021 im nordrhein-westfälischen Hamm zum «Schiesstraining in einer Schweizer Bunkeranlage ab dem 25. 01. 2020» befragt, antwortet sie, das sei als «Vorausbildung für die Leute gedacht, die in den Irak gehen sollten», darin seien zwei oder drei Tage Schiessen in der Schweiz inbegriffen gewesen. Sie selbst habe die Reise organisiert. Weiter sagt S. G. gegenüber dem BKA, dass die Bunkeranlage «so einem schwerreichen Typen, der mehr so in der Prepperszene unterwegs ist», gehöre, während die Waffen und die Munition von einem lokalen Waffenhändler geliefert worden seien. Der Kontakt sei über eine Anzeige bei Instagram zustande gekommen, der Waffenhändler habe dann die Möglichkeit des Schiessens in der Bunkeranlage vermittelt. «Teilnehmer waren hauptsächlich russisch-stämmige Legionäre, deren Namen ich nicht weiss», wird S. G. weiter zitiert, zum Einsatz gekommen seien die gleichen Waffen, wie sie auch im Irak genutzt wurden: kroatische Glock-19-Imitate und Gewehre des Typs AR-15.

Die ehemalige Asgaard-Mitarbeiterin S. G. im ­Munitionsmagazin. Links mutmasslich Dr. Erich, rechts Asgaard-Rekruten.
Die ehemalige Asgaard-Mitarbeiterin S. G. im ­Munitionsmagazin. Links mutmasslich Dr. Erich, rechts Asgaard-Rekruten. Foto: zvg

Der Traum vom «Tag X»

Wir haben Erich Breitenmoser schriftlich mit den Aussagen zum Asgaard-Schiesstraining in seinem Bunker konfrontiert. Und ihm eine lange Liste mit Fragen geschickt, die sich im Verlauf der Recherche zu ihm und seinen Geschäften ergeben haben. Statt auf die konkreten Fragen zu antworten, schreibt er: «Es ist sehr imposant, was unsere Vorfahren bezüglich Festungsanlagen zustande gebracht haben.» Er habe die einmalige Gelegenheit gehabt, so eine Anlage zu erwerben, das sei «mit Sicherheit ein aussergewöhnliches, aber sehr faszinierendes Hobby». So könne er «auch der nächsten Generation eine einmalige Kulturgeschichte erhalten und vermitteln». Solche Anlagen hätten schon immer «Anlass zu Mythen und Spekulationen» gegeben. Mehr wollte er nicht verraten.

Der Investigativautor Dirk Laabs hatte mehr Glück. Ein bisschen zumindest. In seinem Buch «Staatsfeinde in Uniform» beschreibt der Hamburger Journalist, wie militante Rechte die Institutionen in Deutschland unterwandern. Uniter und Asgaard spielen darin eine wichtige Rolle. Auch das Schiesstraining im Ostschweizer Bunker kommt vor. «Als ich den Besitzer der Festung auf Asgaard ansprach, sagte der mir, dass er noch nie von der Firma gehört habe», schreibt Laabs in seinem Buch. «Er würde sich jetzt auf Server konzentrieren, die in seiner Festung aufgebaut werden würden. Das mit den Preppern sei vorbei.»

Wir fragen Dirk Laabs, wie er seine Erkenntnisse zweieinhalb Jahre später einschätze: «Die Thematik bleibt relevant. Corona, eine drohende Energiekrise, der Krieg in der Ukraine – das sind Ereignisse, die in der Szene sehr genau wahrgenommen werden. Der ‹Tag X› ist sicher nicht in die Ferne gerückt, im Gegenteil.» Laabs warnt aber davor, die Gefahr der «Staatsfeinde in Uniformen» zu überzeichnen. Es gebe weder eine Schattenarmee noch eine straff organisierte Guerilla, die einen Staatsputsch plane. «Trotzdem geht von den ungefähr 200 gut ausgebildeten, bewaffneten Männern, die sich als verfassungsfeindliche Bewegung sehen, um mit rechter Gewalt und Terror ihre politischen Ziele umzusetzen, eine Gefahr aus.»

Auf das Schiesstraining in der Festung angesprochen, sagt er: «In Deutschland sind die Auflagen streng, der private Schiessbereich ist meist gut überwacht.» Gewisse Schiessübungen, gerade mit Sturmgewehren, seien viel schwieriger zu organisieren, weshalb schiessfreudige Gruppen gerne in die Nachbarländer auswichen, wo die Kontrollen nicht so engmaschig seien. Also nach Tschechien, Polen oder eben in die Schweiz. «Die Möglichkeit, in einem atomsicheren Bunker schiessen zu können, ist für Leute, die sich auf den ‹Tag X› vorbereiten, natürlich attraktiv. Deshalb sollten die Behörden schon hinschauen, wer da genau zu welchem Zweck Schiesstrainings absolviert. Ignoranz kann gefährlich sein.»

Beim lokalen Waffenhändler

Ende Mai fahren wir bei sommerlichen Temperaturen ins Rheintal, unmittelbar an die Grenze zu Österreich. Wir wollen uns im Laden des Händlers umsehen, der gemäss Asgaard-Ermittlungsakten die Waffen fürs Schiesstraining im Bunker zur Verfügung stellte. Der Laden befindet sich im Obergeschoss eines Bürokomplexes in einem erstaunlich grossen Gewerbeareal, auf dem Parkplatz davor steht der protzige schwarze Geländewagen des Besitzers. Die Ladenfläche selbst ist nicht besonders gross, aber in den Vitrinen sind eine stattliche Anzahl Pistolen und Sturmgewehre ausgestellt, an den Wänden hängen Plakate bekannter Waffenschmieden wie SIG Sauer oder Glock. Der Waffenhändler führt gerade ein Gespräch mit zwei Männern mittleren Alters, die sich diverse Pistolenmodelle zeigen lassen. Sie wirken – im Gegensatz zu uns –, als ob sie nicht zum ersten Mal in einem Waffenladen stünden.

Nach einer Weile wendet sich der Ladenbesitzer an uns, und wir erkundigen uns – ohne weitere Angaben zu uns selbst – nach Schiesstrainings und Prepperkursen, die er auf seiner Website bewirbt. Der Mann ist sofort angefixt und führt aus, wie wichtig es sei, gut vorbereitet zu sein. Dann verweist er auf ein Plakat neben dem Verkaufstresen, auf dem Kurse der bereits erwähnten Firma aus der Zürcher Agglo angeboten werden. Das sei eine Partnerorganisation von ihm, die er sehr empfehlen könne. «Es gibt mittlerweile viele Anbieter in dem Bereich, die einfach Geld machen und die Leute abzocken wollen. Die Nachfrage ist derzeit gross, die Szene der Leute, die sich vorbereiten, die parat sein wollen, wächst.» Er sehe die drohende Gefahr eines Blackouts, als ehemaliger Stromer wisse er, wie instabil das System und die Infrastruktur seien.

Dann verweist der Waffenhändler auf die Website der US-Regierung, auf der die Bevölkerung transparent über mögliche Gefahrenszenarien aufgeklärt werde: «Ein Konflikt mit China oder Russland, ein Wirtschaftskrieg, das sind mögliche Szenarien.» Was ihm selbst am meisten Angst mache, sei, «dass in der US-Armee Medikamente getestet werden, die Menschen zu Zombies machen können, zu empathielosen, blutrünstigen Wesen». Er sei vorsichtig geworden und habe für sich und seine Familie kürzlich einen Container mit den nötigsten Sachen darin vergraben, zum Beispiel Wasser. Auf die Frage, wo dieser Container denn vergraben sei, bei ihm in der Nähe im Wald vielleicht, lächelt er nur verschmitzt.

Wir sprechen ihn auf Erich Breitenmoser an, der sich einst im «Blick» bewusst an die Prepperszene richtete und auf die Doomsday-Bewegung verwies, deren Anhänger:innen sich auf die grosse Krise vorbereiten, «ein ausgezeichnetes Geschäft». Der Waffenhändler lacht auf: «Ja, der Erich. Klar kenne ich ihn und seinen Bunker. Der hat drüben in den USA als Physiotherapeut Arnold Schwarzenegger und andere Reiche und Schöne in Hollywood aufgepäppelt.» Dadurch sei er so reich geworden, dass er irgendwann vor der Frage gestanden sei, wie er seinen Reichtum, die Jachten und Privatflugzeuge, schützen und bewahren könne. So sei er mit Prepping in Kontakt gekommen. «Und dann hat er mitbekommen, dass hier in seiner Heimat dieser riesige Bunker zum Verkauf steht, den er dann für zwei Millionen gekauft hat», sagt der Waffenhändler, verweist nochmals auf die Kurse der Partnerorganisation und widmet sich wieder den Kunden mit handfesteren Interessen.

Später schreiben wir dem Waffenhändler ein E-Mail, ob er die uns vorliegenden Informationen zum Schiesstraining bestätigen könne und welchen Bezug er zu Asgaard und Uniter habe, schliesslich seien beide Gruppen auf seiner Website mit einem Banner aufgeführt. Statt auf die Anfrage einzugehen, listet er eine Reihe von Themen auf, die ihm im Moment keine Ruhe lassen: Dürren in Afrika, ein korruptes Gesundheitssystem und überlastete Sicherheitsorgane in der Schweiz, Israel, wo «jede Minute legal getötet und abgeschlachtet» werde, der Krieg in der Ukraine … Eine Welt am Abgrund.

Das Geschäft mit der Angst

Nach aktuellem Kenntnisstand haben Erich Breitenmoser und der Rheintaler Waffenhändler im Zusammenhang mit dem Asgaard-Schiesstraining nichts Illegales getan. Eine Anfrage beim deutschen Generalbundesanwalt läuft ins Leere, weil sie «Ermittlungsdetails betrifft, zu denen wir uns grundsätzlich nicht äussern». Die Schweizer Bundesanwaltschaft gibt ebenfalls keine Auskunft.

Für uns ist die Schiessepisode trotzdem relevant. Sie zeigt exemplarisch auf, wie schnell die Vorstellung einer nahenden Katastrophe oder eines Zusammenbruchs der jetzigen Ordnung eine gefährliche Dynamik auslösen und fragwürdige Leute anlocken kann. Was nämlich Dr. Erich, den Rheintaler Waffenhändler oder den Asgaard-Geschäftsführer trotz aller Verschiedenheiten eint, ist die Vorstellung einer neuen Ordnung nach dem Zusammenbruch, die weder demokratisch noch sozial sein wird. Jede:r gegen jede:n – und am Ende gewinnt der oder die Stärkere. Ihre Antriebskraft ist ein individualistisches, misanthropisches Weltbild, das die Aufrüstung im Privaten befördert, Lösungen und Handlungen im Hier und Jetzt blockiert und Angstmacher:innen Taschen voller Geld beschert.

Ein Angstmacher ist Erich Breitenmoser nicht. Mit seiner atomsicheren Festung hat der gewiefte Businessman aber ein Produkt im Angebot, das wunderbar aufs Geschäft mit der Angst zugeschnitten ist. Alles, was dem Mythos seines Bunkers und der Faszination dafür dient, ist willkommen, kritische Blicke und Fragen zerschellen an den Gesteinswänden im Fels. Wobei sich ganz am Ende dieser Recherche unverhofft doch noch ein Türspalt öffnet: Der Gemeindepräsident von Pfäfers, auf dessen Boden die Festung steht, hat zwischen der WOZ und Breitenmoser vermittelt. Dieser sei bereit, uns im Bunker zu empfangen. Freudig rufen wir umgehend an. Breitenmoser, hörbar unmotiviert, ist tatsächlich bereit, uns eine Führung in seinem Bunker zu geben. Allerdings müssten wir dafür 500 Franken bezahlen, so wie das bei seinen Führungen stets der Fall sei. Wir lehnen ab. Für einmal bleiben die Taschen von Dr. Erich leer.

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Dieser Artikel wurde ermöglicht durch den Recherchierfonds des Fördervereins ProWOZ. Dieser Fonds unterstützt Recherchen und Reportagen, die die finanziellen Möglichkeiten der WOZ übersteigen. Er speist sich aus Spenden der WOZ-Leser:innen.

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