Epilog: Anfang Oktober

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Kaputtes Strassenschild in Nordsyrien
Sinnbild für die ungewisse Zukunft von Millionen ­Syrer:innen: Kaputtes Strassenschild in Nordsyrien. Foto: Maria Klenner

In der Bekaa-Ebene im Libanon gehen die Verhaftungen und die Rückführungen weiter. Doch anders als noch im Mai macht die Armee nicht mehr nur Razzien in den Lagern – sondern selbst in Wohnhäusern, wo syrische Geflüchtete eingemietet sind. Bisher seien es nur Männer, die verhaftet und abgeschoben würden, sagt eine Aktivistin, die im September am Zoom-Workshop zum Verfassungsrecht mit Anwar al-Bunni teilgenommen hatte (vgl. «Prolog: An der Grenze»). Doch wie lange noch? Als neueste Schikane hat die Polizei in Beirut damit angefangen, Motorräder von Syrer:innen zu konfiszieren, die keinen gültigen – das heisst: libanesischen – Fahrausweis besitzen.

Dalin Nachleh ist inzwischen tatsächlich in Australien angelangt. Die ersten Wochen seien schwierig gewesen, erzählt sie in einer Sprachnachricht. Manchmal habe sie sich gefragt, ob die Menschen dort tatsächlich auf demselben Planeten lebten wie jene im Libanon: In Perth jedenfalls würden viele ungemein viel Zeit in Shoppingmalls verbringen und manche etwa so viel Geld für ein Mittagessen ausgeben, wie etliche ihrer Freund:innen im Libanon für zwei Wochen zum Leben hätten. Was sie derzeit besonders vermisse, seien die eine oder andere ihrer Zeichnungen und Kleider, für die im Koffer kein Platz mehr geblieben sei.

Aus Istanbul vermeldet derweil Bajan al-Massud, dass sie und ihr Mann noch immer auf einen Bescheid warten, ob sie nach Frankreich gehen können.

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