Wunsch-WOZ-Redaktionsgeflüster (1) : Geister am Schreibtisch

Herr Riklin, Frau Landolt, wir haben gelesen, dass es eine Wunsch-WOZ geben soll. Was können Sie dazu sagen?
Noëmi Landolt: Sie ist auf gutem Weg.

Sind denn schon Wünsche eingetroffen?
Innerhalb von vier Tagen kamen sechzig Wünsche. Jeden Tag werden es mehr.

Sind es gute Wünsche? Wünsche, auf die das WOZ-Kollektiv selber nicht gekommen wäre?
Unterschiedlich. Aber es hat gute dabei.

Herr Riklin, Sie schweigen?
Adrian Riklin: Ich bin wunschlos. Momentan.

Sie können als Redaktor auch gar keinen Wunsch einschicken. Aber kehren wir die Sache doch einmal um: Wie wünschen Sie sich die Leser?
Riklin: Mein Wunsch ist, dass die Leser und Leserinnen jene Wünsche aussprechen, die ich als Journalist selber nicht mehr zulasse, die ich verdränge …

… ein psychotherapeutischer Vorgang?
Diesen Ausdruck möchte ich lieber streichen, aber tatsächlich geht es um die Suche nach verschollenen Wünschen, die wir – verdorben durch zielgerichtetes, stets an der Aktualität orientiertes Denken – im beruflichen Alltag verdrängen. Wünsche, denen wir selber nicht mehr trauen, weil sie uns zu unprofessionell, zu irrelevant vorkommen. Dabei muss ein Wunsch ja nie relevant sein, erst die Erfüllung ist relevant.

Frau Landolt, erwarten Sie ebenfalls, dass Wünsche, die Sie selber gar nicht zu denken wagen, von den Leserinnen und Lesern in die Zeitung getragen werden?
Landolt: Das wäre natürlich schön. Aber schön ist auch, dass bisher viele Artikel zu Themen gewünscht werden, die wir schon in der Zeitung haben. Die Wünsche sind sehr nah an dem, was wir normalerweise machen.

Die Leserschaft will mehr vom Gleichen?
Ja, und das zeigt, dass wir mit unserer Arbeit vielen Wünschen entsprechen. Andererseits würde ich mir noch mehr überraschende Vorschläge und Zugänge wünschen.

Und wie sieht Ihr Wunschleser aus?
Ich habe keinen.

Wenn Sie schreiben, dann haben Sie niemanden vor Augen?
Doch, aber das sind nicht unbedingt meine Wunschleserinnen. Einerseits denke ich oft an meine Grossmutter. Was würde sie dazu sagen. Andererseits denke ich sehr häufig an meine WG.

Also an die realen Leser?
Es sind natürlich auch Wunschleser. Ich halte sehr viel von der Meinung meiner WG.

Riklin: Ich habe mehrere Leser, die ich mir vorstelle. Ein kleines, wechselndes Publikum, je nach Text. Insgesamt sind es fünf bis sechs Geister, die immer wieder an meinem Schreibtisch auftauchen.

LeserInnenwünsche für die Wunsch-WOZ vom 18. Dezember 2014 an: wunsch@woz.ch, 044 448 14 01