Diesseits von Gut und Böse: Tax the rich!

Nr. 4 –

Eine Milliarde hat neun Nullen, und eine Billion hat – im deutschen Sprachgebrauch – noch drei Nullen mehr, also zwölf, weil sie aus tausend Milliarden besteht: 1 000 000 000 000.

Einfach, dass man das mal vor Augen hat, bevor man liest, was der jährliche Ungleichheitsbericht prognostiziert, den das Hilfswerk Oxfam pünktlich zum Wef veröffentlicht hat (zitiert nach zdf.de): «In der kommenden Dekade wird es wohl fünf Billionäre geben. Also Menschen, die 1000 Milliarden US-Dollar oder mehr besitzen.»

Das ist eine Menge Schotter, und damit sich unsereins ein bisschen besser vorstellen kann, wie viel es wirklich ist, vergleicht man die Menge am besten mit verschiedenen Bruttoinlandprodukten, kurz BIPs.

Das BIP der Schweiz bringt es mit knapp 895 Milliarden noch nicht mal auf eine einzige Billion. Was natürlich nicht heisst, dass die Schweiz ein armes Land ist, denn Reichtum berechnet sich realistischerweise immer daran, wie viel vom BIP auf jede:n einzelne:n Einwohner:in entfällt. Was natürlich auch nur ein Durchschnittswert ist.

Bis 2035 ist also mit fünf Männern zu rechnen – ich gehe davon aus, dass es keine Frauen sein werden –, deren Privatvermögen grösser ist als die jeweiligen BIPs von 175 Ländern auf dieser Welt. In der Poleposition dürfte Elon Musk stehen, der schon jetzt mehr hat, als die BIPs der meisten Länder betragen. Sollten alle fünf in den USA wohnen, werden sie mit ihren Vermögen fast das gesamte (heutige) BIP ihres Landes von 27,7 Billionen Dollar aufwiegen. Und vermutlich mitregieren.

Dem gegenüber stehen laut Oxfam-Bericht 44 Prozent der Menschheit, die weltweit unter der Armutsgrenze leben. Und es werden immer mehr, denn der gigantische Reichtum verdankt sich ja nicht persönlichem Bienenfleiss, sondern dem irren Börsengezocke, dessen Gewinne nicht besteuert, sondern vererbt werden.

Dass das auch so bleiben möge, wünscht man sich natürlich in Wirtschaftskreisen, wie der «Senior Economist für Soziale Sicherung und Verteilung» am Institut der deutschen Wirtschaft prompt warnt: «Eine Wiederbelebung der Vermögenssteuer, wie von Oxfam gefordert, wäre in der aktuellen Wirtschaftslage ein gefährlicher Schritt. Sie würde deutsche Unternehmen zusätzlich belasten […].»

In Deutschland gibts übrigens laut Oxfam 130 Milliardär:innen. In der kleinen Schweiz sind es gar – laut «Bilanz» – deren 152, während – gemäss der Stiftung Schweizer Tafel – 702 000 Einwohner:innen unter der Armutsgrenze leben. So viel zu Durchschnittswerten.