Im Affekt: Funky Monkey trifft Crazy Cucumber
«Dein gutes Bauchgefühl beginnt hier», prangt in Grossbuchstaben auf der mit lila Schnörkeln tapezierten Wand. Darunter reihen sich bunt bedruckte Kartonschachteln, Gläser und Plastikverpackungen in Gestellreihen und Kühlregalen. Trümmlig könnte es einem werden ob all der Girlanden und sich ringelnden Muster darauf, gäben nicht die schwarz aufgedruckten Schlagworte etwas Halt: «Funky Monkey», «Crazy Cucumber», «Feel loco with the coco» – und, ganz wichtig: «vegan».
Wir merken, dass wir hier nicht in einem Anthroposophenladen gelandet sind, sondern im Karma-Shop von Coop. Im Wochenrhythmus bringt der Detailhändler neue Convenience-Produkte seiner Karma-Linie auf den Markt – mittlerweile sind es über 240 –, drei von vier überdies vegan. Darunter nicht nur Falafelbällchen oder eine ganze Palette an mit verschiedensten Zutaten aufgepepptem Tofu, sondern auch vegane Glace, vegane Schoggi, vegane Joghurts. Vegan sind auch die aromatisierten Biowässerchen – hier kommt die verrückte Gurke ins Spiel – und die Reisgetränke in den Geschmacksrichtungen natur, Haselnuss, Kurkuma und Quinoa. Wetten, die Palette wird nächstens um Chiasamen erweitert, eine der Entdeckungen aus dem Reich der Superfoods?
«Karma» bedeutet im Coop-Speak also nicht nur vegan – vegan wird in diesem Zug gleichgesetzt mit gesund. Never mind the sugar, meine Lieben, Hauptsache, kein tierisches Protein! Klar ist somit auch das Zielpublikum: junge Frauen und solche, die es ewig bleiben möchten. Zum Beispiel Angelina, die für Coop auf ihrem «beauty and lifestyle blog» das «Blueberry Chia Granola» sowie verschiedene Kokosdrinks und -joghurts testen darf und schwärmt: «Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass ich auf Wolke 7 schwebte. Suchtalarm!»
Blöd bloss, dass die Möchtegern-Influencerin, die selbstredend auch über Yoga bloggt, dafür nicht einen mickrigen Like erhalten hat. Was Teenager männlichen Geschlechts wiederum mit einem Wort quittieren dürften, das aktuell verwendet wird, um auf so etwas wie göttliche Rache oder Strafe hinzuweisen, die jene ereilt, die sich vor kurzem noch in ihrem eigenen Ego gesonnt haben. Es lautet: Karma.
Wenn Coop mit dem Slogan «Brutzle Dein Karma» wirbt, verlangen wir deshalb: aber bitte saignant.