Diesseits von Gut und Böse: Jetzt ist Schluss!

Nr. 21 –

Vielleicht sagt Dominic Deville, in fröhlicher Verballhornung von Schillers Johanna, ja am Pfingstmontagabend zum Abschied: «Lebt wohl, ihr Kameras und Scheinwerfer – Dominic geht, und irgendwann kehrt er wieder.» Denn dass er nimmer wiederkehrt, ist unvorstellbar. Zu sehr liebt dieser Mann das Rampenlicht, und das zu Recht!

Als das Schweizer Fernsehen ihn vor Jahren auserkor, den leeren Satiresonntagabend mit «Deville Late Night» neu zu füllen, war ich nicht begeistert; die Stimme schien mir zu hoch, die Witze zu tief. Doch dass Dominic Deville in der Dreiviertelstunde, die man ihm und seinem Autor:innenteam zugestand, neben doofen Witzen auch viel Sachkenntnis in eidgenössischer Banalpolitik zeigt, machte ihn mir zunehmend sympathisch.

Der international verbreiteten Sitte, in Satiresendungen häufig dezidiert zu aktueller Politik Stellung zu nehmen, folgte auch «Deville Late Night», was vor der Abstimmung zur Konzernverantwortungsinitiative zu einer Beschwerde bei der Unabhängigen Beschwerdeinstanz für Radio und Fernsehen (UBI) führte: Die Sendung habe hohe Informationsanteile gehabt, wobei «nicht alles wirklich als Satire» erkennbar gewesen sei. Die UBI wies die Beschwerde ab, worauf «Deville Late Night» eine Zeit lang in einer Ecke «Satiredauersendung» einblendete.

Neben Politik gabs jede Menge Comedy und Blödsinn auf wechselndem Niveau, was bekanntermassen Geschmacksache ist. Aber zumindest auf meiner persönlichen Monty-Python-Humorskala erreichte «Deville Late Night» doch hin und wieder hundert Punkte.

Jetzt steht ein Wechsel an, und das SRF versetzte – wie bereits landesweit kritisiert – für die Nachfolge wieder nur Männer in die Poleposition; das entspreche den Sehgewohnheiten des Schweizer Publikums. Fragt sich nur, was schneller ausstirbt: das Fernsehen oder sein Publikum.