Diesseits von Gut und Böse: Gefährliche Bananen

«Queere Lobbyisten belästigen Zürcher Primarschüler mit Sexpraktiken für Erwachsene.» Die aktuelle «Weltwoche» schlug Alarm, und «20 Minuten» trommelte hinterher: «Kondome für 11-Jährige – ‹Tochter war traumatisiert›».
Was ist geschehen? Nachdem der Verein «Achtung Liebe» in einer 6. Primarschulklasse im Kanton Zürich Sexualkunde unterrichtet hatte, sollen sich Eltern beschwert haben: «Gezeigt wurden den Schülern auch Dildos und Kondome, die sie über eine Banane stülpen mussten.»
Dementsprechend müssen viele, die 1987 elf oder zwölf Jahre alt waren, bis heute schwerstens traumatisiert sein: Beim Anblick einer Banane bekommen sie Herzrasen, und sobald jemand in ihrer Gegenwart «röllele» sagt, fallen sie in Ohnmacht. Eine verlorene Generation.
Was vor knapp vierzig Jahren um 19.30 Uhr geschah – auch Elfjährige waren schon damals noch wach –, beschrieb die NZZ so: «Am Abend des 3. Februar 1987 öffnete ‹Tagesschau›-Moderator Charles Clerc vor laufender Kamera, an seinem Nachrichten-Pult sitzend und mit ernster Miene eine kleine, bunte, verschweisste Hülle, nahm das Kondom heraus und stülpte es über seinen Finger.»
Doch das war erst der Anfang. Niemand hielt den Kindern die Ohren zu, wenn Polo Hofer sang: «Bim Sytesprung im Minimum e Gummi drum!», oder Ohren und Augen, wenn täglich ein liebenswürdiger Mann im Fernsehspot «röllele! röllele!» sagend ein Kondom über einer Banane abrollte, und von Plakatwänden schrie es den Kleinen entgegen: «Ohne Dings kein Bums!». In der Schweiz war die erste Stop-Aids-Kampagne angelaufen.
Der Verein «Achtung Liebe» setzt sich «für eine zeitgemässe und altersgerechte Sexualaufklärung» ein und bietet entsprechende Unterrichtseinheiten für Jugendliche an Schulen an. Es geht um alle Themen rund um Sexualität, Gefühle und Beziehungen; die Lehrer:innen bleiben dabei draussen, weil man mit elf, zwölf oder dreizehn vor denen dazu sicher keine Fragen stellen will. Die Aufklärung übernehmen Student:innen, die zuvor in Workshops auf diese Aufgabe vorbereitet werden; schon 2010 hiess es in der NZZ über diese Arbeit: «Mit ihren Ausführungen stossen die Studierenden bei den Teenagern auf offene Ohren.»
Nun arbeitet sich Philipp Gut in der «Weltwoche» schon zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres an «Achtung Liebe» ab. Er weiss: «Die Studenten handeln nicht einfach spontan, dahinter steht eine international agierende Lobby mit einer politischen Agenda.» Vermutlich hats ihm Putin geflüstert.
Im selben «20 Minuten» stand übrigens auch: «Immer mehr Schweizer kaufen eine Sexpuppe». Mit Bild.