Diesseits von Gut und Böse: Aus den Augen …

Nr. 8 –

«Schmiss et in de Lago!», soll die Kölner Grossmutter einer Freundin jeweils gesagt haben, wenn es im Ferienhaus über dem Lago Maggiore Küchenabfälle zu entsorgen gab. Und wenn ich in den Sommerferien wieder mal versehentlich in die Ostsee gepinkelt hatte, beruhigte mich meine Mutter: «Ist nicht schlimm – das Meer reinigt sich selbst.» Es waren unschuldige Zeiten damals.

Dinge im Wasser verschwinden zu lassen, scheint seit jeher zur Natur des Menschen zu gehören, wovon die Verschmutzung von Gewässern aller Art trauriges Zeugnis ablegt. Dabei dürften Salatblätter und menschliche Ausscheidungen vergleichsweise harmlose Belastungen sein, misst man sie daran, was die Schweizer Armee bis in die sechziger Jahre kistenweise in 26 Schweizer Seen versenkte: In bis zu 200 Metern Tiefe liegen rund 8000 Tonnen überzählige und fehlerhafte Munition auf dem Grund.

Die Angst manch sensibler Personen beim Schwimmen, unter ihnen lauere Seegetier, das nach ihren Zehen schnappen will, ist also unbegründet, denn da liegen bloss ruhige Übungsgranaten, Stahlraketen, Betonbomben, Trainingslenkwaffen und anderes mehr. Nach schweren Explosionsunglücken hatte man gehofft, nass seien die Bestände sicherer.

Deren Schadstoffpotenzial sei zwar hoch, heisst es aus dem Bundesamt für Rüstung. Doch da bisher keine negativen Umweltauswirkungen feststellbar waren – der Schlick am Seegrund hat das Material eingekapselt –, beschloss man, das explosive Zeug unten zu lassen.

Doch im letzten Herbst lancierte das Bundesamt einen «Ideenwettbewerb für umweltfreundliche und sichere Bergungsmethoden von Munition aus Schweizer Seen», dessen Eingabefrist kürzlich ablief: Gegen hundert Vorschläge sind eingegangen, neben anderen auch der, Delfine und Seelöwen zur Bergung einzusetzen. Für die drei besten Ideen steht ein Preisgeld von 50 000 Franken bereit.

Angesichts der bedrohlichen Weltlage wäre es doch sinnvoll und vor allem kostenneutral, die unbenutzte Munition wieder rauszuholen und unserer Armee zur Verfügung zu stellen. Man kann sie ja vorher zum Trocknen in Reis einlegen.