Diesseits von Gut und Böse: Schwereloser Polterausflug

Vermutlich liess sich Lauren Sánchez, die Zukünftige von Jeff Bezos, von der Website «Junggesellinnenabschied mal anders» inspirieren, als ihr der elfminütige Kurztrip ins Weltall mit Freundinnen in den Sinn kam. Den spendierte ihr der künftige Gatte – für irgendwas muss die Verlobung mit einem 200 Milliarden Dollar schweren Typen, der neben Amazon ein Raumfahrtunternehmen betreibt, schliesslich gut sein.
Ins All durfte Sánchez fünf Frauen mitnehmen, zwei Wissenschaftlerinnen, eine TV-Moderatorin, eine Unternehmerin und – last, but not least – Katy Perry, seit ihrem Hit «I Kissed a Girl» bekannte Popsängerin, die sich nach ihrer Rückkehr zu Boden warf und den texanischen Wüstensand küsste.
Den Unbilden des Weltalls trotzten die Frauen in leuchtend blauen Raumanzügen, laut srf.ch von Sánchez persönlich «in Kooperation mit dem New Yorker Modelabel ‹Monse› entworfen», zudem trugen sie, gemäss Foto, auch grosse Mengen Botox und Hyaluronsäure mit sich.
Auf der Erde wird das Ereignis unterschiedlich beurteilt. Neben den üblichen Einwänden (Wir haben doch wirklich andere Sorgen! Das Geld könnte man sinnvoller einsetzen! Bloss Werbung für Bezos’ Raumfahrtunternehmen! Eine bombastische Umweltverschmutzung!) gibts natürlich auch Stimmen, die das Ganze als «Akt der Emanzipation» feiern.
Ich gehe da eher mit der «New York Times»: «Wenn der Flug etwas beweist, dann, dass Frauen nun frei sind, die dekadentesten Schätze des Kapitalismus gemeinsam mit den reichsten Männern der Welt zu geniessen.»