Diesseits von Gut und Böse : Zürcher Schlachtplatte

Das Berufsbild «Luxuslady» ist komplex. Klar ist nur: Die Ausübung dieser Profession erfordert eine gewisse finanzielle Grundausstattung, die erarbeitet, ererbt oder erheiratet werden kann. Ebenso klar ist: Ohne symbiotische Verschmelzung mit der Boulevardpresse ist eine Luxusladyexistenz undenkbar. Wie gut so eine Koexistenz funktionieren kann, zeigen in Zürich derzeit Irina Beller und der «Blick».
Ihr Vermögen erwarb die gebürtige Ukrainerin durch die Ehe mit einem Bauunternehmer, der sich die Millionen zuvor erarbeitet hatte. Mit allerlei exzentrischen Auftritten verdankt Irina Beller dem «Blick» seit vielen Jahren die ständige Aufmerksamkeit. Auch als ihr Gatte einem plötzlichen Herztod erlag, stand der «Blick» fest an ihrer Seite.
Ende Mai kam es im Zürcher Warenhaus Globus zum «Eklat auf der Damentoilette»: Eine Securityangestellte soll Irina Beller beleidigt haben, es kam zu einem Polizeieinsatz und zu einem fünfjährigen Hausverbot im Globus. Wie es wirklich war, weiss man nicht. Der Globus schweigt.
Irina Beller ist so verstört, dass sie einen Anwalt einschalten und einen Psychiater aufsuchen musste. Nicht mehr im «Globus» ihre Cüpli trinken zu dürfen, bedeutet für sie den Verlust ihrer Heimat.
Wäre die Boulevardpresse ein Schlachthof, versähe Flavia Schlittler, «Royal- und People-Expertin» beim «Blick», die Funktion der Chefausbeinlerin. Gewissenhaft greift sie alles auf, was «Luxuslady» Beller bewegt, zerlegt es in einzelne Fasern, analysiert jede Träne und gibt detailliert in Wort und Video wieder, was die am Boden Zerstörte von sich gibt.
Bleibt die Frage, wer Irina Beller vor sich selbst schützt. Flavia Schlittler und der «Blick» tun es sicher nicht.