Im Affekt: Fertig Regenbogenkapitalismus!

Auch dieses Jahr hat Apple wieder eine regenbogenfarbene Pride-Watch herausgebracht. Aber wie lange noch? Als der orange Mann im Weissen Haus im Januar den US-Bundesbehörden verbot, Bestrebungen für «diversity, equity and inclusion» (DEI) zu finanzieren, fuhren ziemlich viele US-Unternehmen ihre entsprechenden Programme ziemlich schnell zurück. Dass das Regenbogenmäntelchen nicht mehr opportun ist, bekommt jetzt vielerorts auch die Pride zu spüren – nicht nur in den USA.
Von den Unternehmen, die jährlich die New York Pride unterstützten, haben ein Viertel ihr Sponsoring reduziert oder ganz gestrichen. Auch der Christopher Street Day (CSD) in Berlin steht vor einer existenziellen Finanzierungslücke. Und der Zurich Pride fehlen dieses Jahr 150 000 Franken an Sponsorengeldern. Bei einem Budget von 1,1 Millionen Franken ist das nicht wenig, wenn man bedenkt, dass wegen der zunehmenden Queerfeindlichkeit die Sicherheitsausgaben jährlich steigen. Laut Ronny Tschanz, Kopräsident der Zurich Pride, sind 2025 zwei Geldgeber abgesprungen. Das habe zwar nichts mit Trump zu tun (eine kleine Recherche lässt vermuten, dass es sich um eine Schweizer Telekommunikationsfirma und einen deutschen Autohersteller handelt). Aber man befürchte, dass sich Sponsoren wie die UBS oder Google wegen des Drucks aus den USA zukünftig «komplett» von der Pride zurückziehen, sagte Tschanz zum SRF-«Regionaljournal». Die Unsicherheit sei jedenfalls spürbar.
Die Befürchtungen scheinen berechtigt: Google hat sich bereits öffentlich von seinen DEI-Leitlinien distanziert, die UBS hat unlängst ihre Diversitätsziele gestrichen. Nun ist es zwar keine Riesenüberraschung, dass die Prides um ihr Corporate Sponsoring bangen müssen, weil Corporate America kein Rückgrat hat. Aber vielleicht führt das ja dazu, dass manche Pride sich wieder mehr als Widerstandsbewegung versteht und weniger als Marketingevent. Das CSD-Kollektiv Bern bringt es auf den Punkt: «Queere Befreiung statt Regenbogenkapitalismus!»
Immerhin bleibt Apple bislang stabil in Sachen Diversity. Fragt sich trotzdem, was ein digitales Polyesterarmband dem Kampf für queere Rechte bringen soll.