WOZ News

Nr. 29 –

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Historisierende

«Neuenkirch soll die allererste Landsgemeinde Luzerns durchführen. Doch der Kanton muss erst noch einwilligen. Das tat er in historischer Vergangenheit nicht», wusste zentralplus.ch. Wir finden, der Kanton könnte diesmal ein Auge zudrücken. Schliesslich ist eine Landsgemeinde gelebte aktuelle Vergangenheit.  

Tollgewordene

Von einer «Razzia der Polizei- und Tollbehörde ICE» berichtete bluewin.ch. Und wo fand diese statt? ... «auf einer Cannabis-Farm in Camarillo in Kalifornien». Tollbehörde? Passt schon, sie wird auch in Pilz- und Mohnkulturen gefürchtet. Ausserdem irrlichtert sie in letzter Zeit ständig in den Schlagzeilen.  

Inhaltsschwere

«Für Content sorgt die Hochzeit sicherlich für genügend», schrieb ebenfalls bluewin.ch in Sachen Bezos. Dem Hochzeitsjournalismus stünde ein Contentstyling nicht schlecht an.  

Ökokatastrophale

«Der Selbstversorgungsgrad für pflanzliche Lebensmitte liegt nur noch bei 37 Prozent», malt die NZZ den neusten Teufel an die Wand. Ausgezehrte Halme, verwelkte Blüten, Beeren, die nimmer reifen wollen? Wahrscheinlich nur Korrektor:innen, die den Griffel bereits beim vorletzten Buchstaben ablegen.  

Abstrampelnde

Vom Radsport rapportierte der «Tages-Anzeiger»: «Die Enttäuschung bei Reusser war riesig. Am letzten Anstieg den brutalen Monte Nerone hoch leidete die 33-Jährige enorm.» Wir haben den Anstieg nicht am Bildschirm verfolgt, aber das Lesen dieser Passage reichte völlig aus, dass wir Reusser und alle Fans aufs Empathischste bemitleideten.  

Handyvore

Diese etwas gruselige Passage entnehmen wir «Bund» und «Berner Zeitung»: «Aber der Hunger muss warten, denn der erste Bissen kriegt die Handy-Kamera.» Wir lesen weiter und merken, aha, es geht um Food-Influencer:innen. Zu hoffen ist, dass diese nicht nur ihre Kamera, sondern auch die Fallregeln fest im Griff haben, sonst sind gleich das Arbeitsinstrument und der Job weg.  

Unsportliche

Sinngemäss das Gleiche gilt für royale Arbeiter:innen, sollten sie das neuste «Folio» der NZZ gelesen haben: «Der Zugang zu den Bällen überwachte die Königin persönlich.» Die Rede ist hier nicht von Tennis oder Fussball, sondern von der englischen Königin Victoria, die höchstselbst darüber wachte, welche Debütantinnen würdig waren, an den entsprechenden Bällen teilnehmen zu dürfen. Zugang von Ball zu Ball, von Fall zu Fall.  

Verballhornte

Mit ein paar interessanten Trennungen aus diversen Quellen verabschieden wir uns in die Sommerpause: Da ist einmal Deut-schland, das schlampige Sprecher:innen ja schon lange nur noch «Schland» nennen. Der Milchs-hake erfrischt und bleibt trotzdem nicht im Hals hängen. Und die Bariu-mionen sind nur scheinbar in Bari undeutlich angelegte Geldwerte. 

woznews@woz.ch