Diesseits von Gut und Böse: Köcheln in der Gerüchteküche
Wussten Sie eigentlich, dass Magdalena Martullo-Blocher früher ein Mann war? Sie wurde als Markus Blocher geboren, der sich einer Geschlechtsumwandlung unterzogen hat, und Roberto Martullo ist ihr Cousin.
Halt – haalt – haaalt! –, all das ist natürlich erstunken und erlogen, und ich hab es mir bloss ausgedacht, weil mich die Entstehung absurder Gerüchte interessiert. Denn ganz ähnlich lautet eine Erzählung über Brigitte Macron, die Ehefrau des französischen Präsidenten, die seit Jahren im Netz kursiert: Sie sei früher ein Mann mit dem Namen ihres – noch lebenden – Bruders gewesen und mit Gatte Emmanuel blutsverwandt.
Nun wäre Ersteres in Zeiten (hoffentlich bald) akzeptierter Geschlechtsangleichungen ja nicht im Geringsten rufschädigend – wenn es denn stimmen würde. Doch weil der Wahrheitsgehalt des Gerüchts ähnlich hoch ist wie bei der Legende, Hillary Clinton trinke in einem Pizzeriakeller Kinderblut, ist es ärgerlich.
Dem Ehepaar Macron reicht es jetzt, weshalb es Klage wegen Verleumdung und übler Nachrede gegen die Hauptverbreiterin des Gerüchts eingereicht hat: Candace Owens, Influencerin mit rechtsextremer Einstellung, eigenem Kanal und Millionen Follower:innen. Und die Macrons scheinen gute Chancen zu haben, den Prozess zu gewinnen. Was das Gerücht vermutlich trotzdem nicht zum Verstummen bringen wird.
Gerüchte gab es immer, wahre und falsche. Doch noch nie in der Geschichte konnten sie eine solche Macht und Wucht entfalten wie heute, wo sogenannt soziale und alternative Medien einen gigantischen Echoraum für alles geschaffen haben, ob wahr oder falsch, und Faktenchecks nur mässig interessieren.
Nun ist die Reichweite dieser Zeitung im weltweiten Vergleich eher überschaubar, weshalb meine Behauptung oben wohl kaum über unsere Leser:innenschaft hinaus bekannt werden dürfte, zumal uns mein Eingeständnis, gelogen zu haben, eine Verleumdungsklage durch Familie Blocher hoffentlich erspart.
Sollte Ihnen diese Lüge aber trotzdem irgendwann irgendwo als Gerücht begegnen, wissen Sie ja, wers erfunden hat.