Diesseits von Gut und Böse: Teigige Nebelpetarde

Nr. 2 –

In Zeiten wie diesen können wir ja froh sein, dass unsere Regierung zum Jahreswechsel nichts Schlimmeres angestellt hat, als Brot zu kaufen und der Bevölkerung vorm Backwarenregal noch schnell «Es guets Nöis» zu wünschen.

Dass Simonetta Sommaruga Symbolik schätzt, zeigte sich schon 2015, als sie als Bundespräsidentin erstmals für die Gestaltung des Bundesratsfotos zuständig war: Das damalige Arrangement gemahnte an da Vincis Abendmahl, den Sitzplatz des Heilands teilten sich Doris Leuthard und Ueli Maurer.

In diesem Jahr posierten die MagistratInnen einzeln vor einer Leinwand im Festsaal, anschliessend wurden die Bilder digital inklusive Hinterhofbacksteinwand mit Cellokasten zum Ensemble gefügt. «Eine gute Bundesratssitzung ist wie ein gutes Konzert. Jeder gibt sein Bestes», sagte Frau Sommaruga dazu, was aus der Zeit zu stammen scheint, als das Wünschen noch geholfen hat.

Zur Neujahrsrede ging die Bundespräsidentin in ihre Stammbäckerei. Erst erwarb sie, in einer kleinen, ungezwungenen Stegreifszene, bei der Bäckersfrau ein Altamurabrot (uraltes Rezept!), wandte sich dann zur Kamera und erklärte uns ihre politische Vision: Ginge es in der Welt zu wie in der kleinen Quartierbäckerei, lebten wir zwischen liebevoll ausgestellten Kuchen und Broten, es röche gut, wir sähen uns in die Augen, begrüssten einander mit Namen und hielten ab und zu einen Schwatz.

Brot sei ein Grundnahrungsmittel, konstatierte sie zum Schluss, das zu einem Preis, «der auch zur Erde und zum Leben auf unserem Planeten Sorge trägt», gehandelt werden müsse: «Damit es uns wirklich gut gehen kann, muss es auch den andern gut gehen.»

Noch ist unklar, ob diese Maxime durch den weltweiten Export von Schweizer Bäckereien im Franchisesystem oder durch Direktzahlungen an den Onlinebrothandel umgesetzt werden soll, damit das Geld im Land bleibt.

Aber auch die Bevölkerung hilft fleissig mit: Sie teilt jetzt noch mehr Brot- und Kuchenrezepte auf Instagram.