Personenrätsel: Die Majestätsbeleidigerin

Nr. 1 –

«Der Mann, der von der guten und gesicherten Existenz der deutschen Arbeiter spricht, hat keine Ahnung von den Tatsachen.» Für diesen doch recht harmlosen Satz sass die aus Polen stammende Holzhändlerstochter sechs Wochen im Gefängnis – wegen Majestätsbeleidigung. Sie hätte sich als Adressaten ja auch nicht gerade Kaiser Wilhelm II. aussuchen müssen. Doch die Antimonarchistin war eine Überzeugungstäterin, der es ernst war um die Sache der Arbeiterklasse.

Bereits mit achtzehn musste die 1871 Geborene in die Schweiz fliehen, weil sie sich zu Hause in einer verbotenen Partei engagiert hatte. Ihre Zeit im Exil wusste die hochintelligente junge Frau jedoch gut zu nutzen: Sie studierte Mathematik, Philosophie, Wirtschaft, Geschichte und Politik. Noch während ihres Studiums war sie an der Gründung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Polens beteiligt. Kurze Zeit später wandte sie sich – dank einer Scheinehe nun im Besitz eines deutschen Passes – der deutschen Arbeiterbewegung zu. Sie lehrte an der SPD-Parteischule in Berlin, wurde Chefredaktorin der renommierten «Leipziger Volkszeitung», organisierte vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs Demonstrationen, rief zur Kriegsdienstverweigerung auf. Ihr antikapitalistisches und antimilitaristisches Engagement brachte die erklärte Pazifistin immer wieder vor Gericht – sie sass wegen Anreiz zum Klassenhass und wegen Hochverrat. Als sie 1918 aus der Haft freikam, gründete sie mit anderen eine neue Partei. Zwei Wochen später wurde sie ermordet.

Wie heisst die Revolutionärin, zu deren Schülern der erste Präsident der Weimarer Republik gehörte?

Wir fragten nach Rosa ­Luxemburg, die am 15. Januar 1919 zusammen mit Karl Liebknecht von Soldaten ermordet wurde. Friedrich Ebert, der erste Präsident der ­Weimarer Republik und Luxemburgs Schüler an der SPD-Parteischule, hat mit dazu beigetragen, dass die Mörder nie bestraft wurden.