Personenrätsel: Die Vorzeige­emanze

Nr. 51 –

Von der bürgerlichen Frauenbewegung hielt sie nicht viel, sie war ihr zu weit weg von der Realität des Arbeiterinnenlebens. So setzte sich die 1857 geborene Sächsin denn auch nicht für das Frauenwahlrecht und ein Recht auf Arbeit ein; sie versuchte die werktätigen Frauen für den Aufbau eines sozialistischen Systems zu gewinnen, in dem es für niemanden mehr entwürdigende und diskriminierende Arbeits- und Lebensbedingungen geben würde. Zunächst kamen ihr bei ihrer Agitationsarbeit aber die Sozialistengesetze in die Quere: Mit 25 Jahren ging sie ins Exil, zunächst nach Zürich, dann weiter nach Paris, wo sie den Aufbau der Zweiten Internationale mitvorbereitete. Neun Jahre später kehrte sie zurück, übernahm die Herausgabe der sozialdemokratischen Frauenzeitschrift «Die Gleichheit» und wurde Vorsitzende des sozialistischen Internationalen Frauensekretariats. Dann aber – der Erste Weltkrieg war inzwischen in vollem Gang – wurde die Antinationalistin und Weggefährtin Rosa Luxemburgs den Sozialdemokraten zu unbequem: Die Aufmüpfige wurde fristlos entlassen. Eine neue Aufgabe fand sich bald in der frisch gegründeten KPD, für die sie dann dreizehn Jahre im deutschen Reichstag sass. 1932 löste sie als Alterspräsidentin des Parlaments einen Aufruhr aus, als sie ihrer Hoffnung Ausdruck gab, in dieser Funktion noch «den ers­ten Rätekongress Sowjetdeutschlands» eröffnen zu können. Ein Jahr später starb die Frauenrechtlerin im Moskauer Exil, hoch geachtet, aber parteipolitisch isoliert.

Wie heisst die Präsidentin der Internationalen Roten Hilfe, die den Namen eines Mannes trug, den sie nicht heiratete, und einen Mann heiratete, dessen Namen sie nicht trug?

Wir fragten nach der Sozialistin und Frauenrechtlerin Clara Zetkin. Auf ihre Initiative geht der Internationale Frauentag zurück. Ihr Lebensgefährte war der russische Revolutionär Ossip Zetkin, ihr späterer Mann der achtzehn Jahre jüngere Kunstmaler Friedrich Zundel.