100 Wörter: Existenzialismus

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Weil er in seinem Lieblingspub als «Hobbyrocker» betitelt wurde, regte sich der überzeugte, aber hierfür Jahrzehnte zu alte Mofalenker Jimmy Holzer fürchterlich auf. Nicht, weil man ihn einen Rocker nannte, obwohl es falsch war. Trotz seiner ausgefransten Jeansweste gehörte er keinerlei Rockerbande an. Was ihn wirklich wild machte, war der Umstand, dass ein Teil seiner Existenz als Hobby bezeichnet wurde, denn er widmete sich allem mit professionellem Eifer, auch wenn er schon lange keinen Beruf mehr ausübte. Um seine Ehre zu retten, fräste er mit dem Mofa in die Wirtschaft und hinterliess eine Spur von Gummi und Zerstörung in derselben.

Stephan Pörtner ist Krimiautor («Köbi der Held») und lebt in Zürich. Für die WOZ schreibt er Geschichten, die aus exakt 100 Wörtern bestehen.