kultour

Nr. 48 –

Konzert

Los Dos & Orchestra

Zeit für Spaghettiwestern! Los Dos liefern den Soundtrack dazu. Für ihre neue CD «Hermanos» haben der Gitarrist und urige Sänger Hansueli Tischhauser und der Schlagzeuger Luca Ramella eine ganze Reihe von befreundeten MusikerInnen zusammengetrommelt. Gemeinsam surfen sie auf der Blueswelle und lassen mit Ukulele und Slidegitarre die Hawaiisounds durch die Palmenhaine wehen. Damit all die Musik stilecht rüberkommt und es auch mal mariachimässig kracht, braucht es zusätzliche Saiten, Hörner und Trommeln. Deshalb gehören neben anderen der Posaunist Michael Flury, der sonst mit Sophie Hunger unterwegs ist, und die frisch gekürte Jazzpreisträgerin Vera Kappeler dazu. Sie steuert Pianoklänge bei und lässt das Harmonium rauschen. Xenia Schindlers Harfe erklingt nicht nur zur Adventszeit, aber einige Gratistickets gibts nur im Zürcher Exil (vgl. «Mit der WOZ …» auf der nächsten Seite). ibo

Los Dos & Orchestra in: Zürich Exil, Mi, 7. Dezember, 21.30 Uhr (jeweils am ersten Mittwoch des Monats). Ilanz Cinema Sil Plaz, Mo, 26. Dezember, 20.30 Uhr; Wädenswil Theater Ticino, Do bis Sa, 29. bis 31. Dezember, 20.30 Uhr. 
www.losdos.ch

Lesung

Tittanic, die zehnte

Zu alt um auf die Bühne zu gehen? Zumindest nicht in der Tittanic, der Veranstaltungsreihe der Autorin, Sängerin und Moderatorin Sandra Künzi, die die Bühne frei macht für Frauen. Zum zehnten Mal findet die Tittanic statt, in der es jeweils Lesungen zu hören gibt, die von Musik eingebettet werden. Die Performerinnen sind immer wieder andere, auch mehrere WOZ-Autorinnen haben der Tittanic schon ihre Ehre erwiesen, so etwa Susan Boos, Esther Banz, Nicole Ziegler oder Susi Stühlinger.

An «Tittanic, die zehnte» treten zwei Frauen auf, die weit über sechzig sind: Die Philosophin Carola Meier-Seethaler, 1927 in München geboren und seit den fünfziger Jahren in der Schweiz, liest und erläutert ihre Texte und Gedanken. Von 2001 bis 2006 war sie Mitglied der Nationalen Ethikkommission, aus der sie austrat, weil sie befürchtete, dass Entscheidungen über neue medizinische Techniken je länger, je mehr vor allem ökonomisch statt ethisch begründet würden. Musikalisch begleitet wird Meier-Seethaler von Ka Moser am Klavier. Die zehn Jahre jüngere Moser pendelt seit Jahrzehnten zwischen bildender Kunst und Musik. Wie immer moderiert den Anlass die schlagfertige Gastgeberin Künzi.

Im Publikum sind übrigens auch Männer herzlich willkommen. süs

Tittanic, die zehnte in: Bern Tojo in der Reitschule, So, 4. Dezember, 19 Uhr. Ab 18 Uhr Freisuppe für alle. www.tojo.ch

Ausstellung

Kirchner malt

Es sind expressive Figurenbilder, Porträts, Grossstadtszenen und Bilder der eindrücklichen Davoser Berglandschaft, die Ernst Ludwig Kirchner (1880–1938) zu einer zentralen Figur der Malerei des 20. Jahrhunderts gemacht haben. Im Kirchner Museum Davos, das vor rund zwanzig Jahren von Annette Gigon und Mike Guyer entworfen wurde, sind einige Hauptwerke aus seinen verschiedenen Schaffensperioden sowie wichtige Arbeiten der «Brücke»-Zeit vereint. Sie bilden den Schwerpunkt einer Sammlung, die auch zahlreiche Dokumente zu Leben und Werk Kirchners sowie eine Expressionismusbibliothek beherbergt.

In der neuen Ausstellung «‹Keiner hat diese Farben wie ich.› Kirchner malt» sind neben Werken aus der Sammlung auch Exponate aus der Münchner Pinakothek, der Staatsgalerie Stuttgart und der Nationalgalerie Berlin zu sehen. Von einigen Exponaten werden auch Röntgen-, Infrarot und UV-Aufnahmen gezeigt, um so einen «erhellenden Blick in die Tiefe der Malerei» zu vermitteln. An diesen Beispielen wird auch sichtbar, wie sich Kirchners Malweise über drei Jahrzehnte hinweg verändert hat. Auf die Ausstellung hin erscheint ein umfangreiches Buch mit Farbabbildungen, wissenschaftlichen Essays, Texten Kirchners und historischen Dokumenten. ibo

«‹Keiner hat diese Farben wie ich.› Kirchner malt» in: Davos Kirchner Museum, So, 4. Dezember, 11 Uhr, Eröffnung. Di bis So, 10 bis 18 Uhr. Bis 15. April. www.kirchnermuseum.ch

Film

Filmtage Menschenrechte

Mit einem vielfältigen Programm thematisieren die Filmtage «Menschenrechte» in Luzern das Thema «Fremd!?». Während vier Tagen werden Dokumentar- und Spielfilme gezeigt, die sich mit dem «Fremd sein», dem «Fremd werden», dem «Fremd fühlen» oder dem «Fremd gemacht werden» auseinandersetzen. Den Auftakt macht Fernand Melgars Dokumentarfilm «Vol Special», der den Alltag von abgewiesenen Asylsuchenden im Ausschaffungsgefängnis dokumentiert. Weiter im Programm ist Feo Aladags «Die Fremde», in der Sibel Kekilli eine junge Türkin in Berlin spielt, die von ihrer Familie verstossen wurde.

Der Dokumentarfilm «Fremd – Foreign» von Mirjam Fassbender begleitet den Malier Mohamed und den Zentralafrikaner Jacques bei ihrem Versuch, nach Europa zu gelangen. Die Regisseurin nennt ihren Film ein «Roadmovie», in dem es ihr darum geht, die MigrantInnen als Individuen wahrnehmbar werden zu lassen und ihnen die Möglichkeit zu geben, für sich selbst zu sprechen. Fassbender wird im Anschluss an die Vorführung im Kino anwesend sein.

«Kick Off» spielt in einem Fussballstadion im kurdischen Norden des Irak, wo sich viele Familien niedergelassen haben. «In Between» begleitet zwei Menschen, die sich zwischen den Geschlechtern fühlen und in keine vorgegebene Geschlechterrolle passen wollen, und der 2010 in Locarno mit dem Goldenen Leoparden ausgezeichnete Spielfilm «She, a Chinese» der chinesischen Schriftstellerin und Regisseurin Guo Xiaolu erzählt von einer modernen jungen Frau, die den Fesseln der Tradition zu entkommen versucht. Umrahmt wird das Filmprogramm von Diskussionen und Gesprächen. süs

Filmtage Menschenrechte in: Luzern Stattkino, 
Do, 1., bis So, 4. Dezember. 
www.romerohaus.ch /www.stattkino.ch

Literatur

Agota Kristof Hommage

«So schonungslos ihre Texte das Aufwachsen in Kriegszeiten beschreiben und das Leben von MigrantInnen, die in ein fremdes Land fliehen mussten, so kompromisslos sperrte sie sich gegen mediales Geplauder», schrieb Bettina Spoerri Anfang August in der WOZ über die Schriftstellerin Agota Kristof, die am 27. Juli 2011 im Alter von 75 Jahren gestorben ist (siehe WOZ Nr. 31/11).

1956 aus Ungarn in die Schweiz geflohen, lebte Kristof bis zu ihrem Tod in Neuenburg, wo sie ihre wichtigsten Werke in Französisch schrieb: die Trilogie um «Das grosse Heft», den Flüchtlingsroman «Gestern» sowie den autobiografischen Erzählband «Die Analphabetin».

Vier Monate nach ihrem Tod verneigen sich in Zürich Literaturhaus, Schauspielhaus und Theater Neumarkt in nachbarschaftlicher Zusammenarbeit vor der Autorin. Die Hommage beginnt im Literaturhaus, wo Eric Bergkrauts Filme zu und über Kristof gezeigt werden: «Kontinent K.» (1998) und «Agota, neun Jahre später» (2006). Weiter geht es im Pfauen, wo Ensemble und Gäste kleine und grosse HeldInnen, Ich-Erzähler und Doppelgängerinnen aus Kristofs Werk zum Leben erwecken. Die Hommage klingt aus in der Chorgasse, dem Nebenspielplatz des Theaters Neumarkt, der noch bis Januar von der AutorInnengruppe Netz kuratiert wird: Im Rahmen der Reihe «Teppich: offen» liest man zwischen Bücherstapeln und bei einem Glas von Kristofs bevorzugter Whisykmarke aus «Das grosse Heft» und anderen Werken – in dreissig Sprachen, in die sie übersetzt wurden. Mitmachen kann jedeR, der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei. adr

«Agosta Kristof Hommage» in: Zürich Literaturhaus Filme von Eric Bergkraut, 16 Uhr; Pfauen, szenischer Reigen mit Figuren aus dem Werk, 18.30 Uhr; Chorgasse, Kollektive Lektüre, 20 Uhr.