WOZNews

Nr. 15 –

Nachgemachte

Wie brenne ich dem politischen Gegner subtil eins rein? Indem ich den Wortlaut seiner Waffen subtil verändere. Die SP Schweiz machts in einem ihrer Bulletins vor: «Sowohl die Managed Care-Vorlage als auch die Volksinitiativen ‹Eigene vier Wände dank Bausparen› sowie die Imitative ‹Für die Stärkung der Volksrechte in der Aussenpolitik› sind nach dem Willen der SP-Delegierten abzulehnen.» Imitativen werden ausserdem mit Aberkennung der akademischen Würden bestraft.
Jürg Fischer

Naseweise

Im «Echo der Zeit» auf Radio DRS vernahmen wir den Aargauer Volkswirtschaftsdirektor Urs Hofmann: «Wir wissen, Industriebetriebe haben dann eine Zukunft, wenn sie mit ihren Produkten und mit ihren Produktionsverfahren der weltweiten Konkurrenz eine Nasenspitze voraus sind.» Dann aber sind sie Weltnasenspitze.
Jürg Fischer

Unsachliche

Und Privatbanker Eric G. Sarasin von der gleichnamigen Bank liess sich im «Tages-Anzeiger» wie folgt zitieren: «Dazu gibt es keine verlässlichen Zahlen, das liegt in der Sache der Natur.» Eine verlässliche Sprache wäre dann aber die Sache der Korrektur.
Jürg Fischer

Selbstreferenzielle

Schwer zu denken gegeben hat uns dieser Satz aus der «NZZ am Sonntag»: «Rechtschreibfehler sind gemäss geltender Orthographie eindeutig falsch.» Dazu nur zwei naheliegende Fragen. Gemäss was wären die Fehler eindeutig richtig? Was gilt bei der geltenden Orthodingsbums: …graphie oder …grafie? Vor allem aber: Worin besteht der Erkenntnisgewinn dieser Feststellung? Antworten senden Sie bitte an woznews@woz.ch.
Jürg Fischer

Dezimale I

Überhaupt hat die NZZ letzte Woche das herkömmliche Bild der Erde entscheidend verändert – innerhalb der Geowissenschaften dürfte die Diskussion lanciert sein. Am 4. April lasen wir, der Regisseur James Cameron habe «mit seiner ‹Deepsea Challenger› nun tatsächlich den Grund des Marianengrabens erreicht, knapp 11 000 Kilometer unter dem Meer – und das ganz allein». Eine Bohrung durch die restlichen 1700 Kilometer bis zur anderen Erdseite dürfte technologisch kein Problem sein. Mit der so geschaffenen Pazifik-Atlantik-Direttissima könnten weltweit Milliarden an Frachtkosten eingespart werden.
Karin Hoffsten

Dezimale II

Erschreckendes enthüllte dieselbe Zeitung hingegen über Italien: Als wäre unser südlicher Nachbar ökonomisch und sozial nicht schon genug gebeutelt, leidet er nun auch an galoppierendem Landschwund. Der auf einer Infografikkarte verzeichnete Massstab zeigt, dass die Strecke zwischen Rom und dem Adriatischen Meer auf rund 25 Kilometer geschrumpft ist. Unter dem Titel «1 x Stiefel quer» werden im Internet bereits geführte Tageswanderungen angeboten.
Karin Hoffsten

Unsichtbare

Jener Mann, dank dessen nächtlicher Aussaat in Zürichs Strassen jeden Sommer die Malven blühen, sagte im «Tages-Anzeiger»: «Heute sähe ich vermehrt heimische Wildblumen.» Wirklich schade, dass er sie nicht sehen kann, obwohl er sie doch selber gesät hat. Wahrscheinlich hat Grün Stadt Zürich wieder gemäht.
Karin Hoffsten

woznews@woz.ch