Diesseits von Gut und Böse: Der barmherzige Bikini
In der Schweiz diskutiert man jetzt, ob acht Franken Nothilfe täglich nun eigentlich wenig sind oder viel: Schliesslich sind jene, die es im schitteren Bötchen übers Mittelmeer geschafft haben, schon froh, wenn sie ausgepumpt, aber lebend im südeuropäischen Sand liegen können.
Dass sich in dieser Situation ein Unternehmen auf die humanitäre Tradition der Schweiz besinnt, finde ich toll: «Gutes tun mit dem alten Bikini: Spenden Sie Ihren alten Bikini oder Badeanzug für einen guten Zweck. Beldona nimmt Ihren alten Ein- oder Zweiteiler in jeder Filiale entgegen und schenkt Ihnen CHF 20 Ermässigung beim Kauf eines neuen. Die eingetauschten Stücke werden von Beldona gesammelt und an ein Hilfswerk weitergegeben.»
Dank Beldona können Flüchtlingsfrauen, von denen vermutlich kaum eine zu Hause den Bikini eingepackt hat, in der Sommerhitze wenigstens ein kühles Bad nehmen; Musliminnen tragen ihn einfach unter der Kleidung.
Ein Badi-Eintritt kostet in Zürich sieben Franken, da bleibt noch ein Franken übrig. Wenn Beldona, statt zwanzig Franken beim Kauf eines neuen Bikinis zu verschenken, diese dem alten beigäbe, hätte eine badewillige Flüchtlingsfrau schon 21 Franken. Aber für ein SBB-Retourbillett, um CVP-Nationalrätin Ruth Humbel und ihren Swimmingpool zu besuchen, reicht das leider auch nicht.