WOZNews

Nr. 27 –

Anatomische

Wer sich am vergangenen Sonntag beim EM-Finalspiel wunderte, warum die Italiener zwar willens, aber nicht fähig waren, den Spaniern die Stirn zu bieten, hatte ein paar Tage vorher die NZZ nicht gelesen: «Doch es war eben jener Hummels, der sich beim ersten Tor durch Antonio Cassano düpieren liess und Balotelli auf dessen Flanke per Kopf traf.» Leider tat selbiger Letzterem immer noch weh.
Jürg Fischer

Nachweltliche

«Kalif Walid II. hielt sich oft in besagtem Lustschloss auf (...) und galt schon zu Lebzeiten als Lebemann», wusste die «Basler Zeitung» über einen Fürsten des 8. Jahrhunderts, weil der die Schlosswände mit erotischen Malereien hatte schmücken lassen. Wir müssen annehmen, dass seit dreizehn Jahrhunderten im Kalifenhimmel der Bär tanzt.
Karin Hoffsten

Gesprächige

Schon verschiedentlich haben wir uns an dieser Stelle als DRS-2-Hörende zu erkennen gegeben, man will schliesslich nicht als KulturbanausIn dastehen. Und weiterhin möchten wir dem Sender die Stange halten, auch wenn zwischendurch die Ohren arg strapaziert werden wie etwa bei dieser Ansage zu einem Gespräch mit dem estnischen Dirigenten Paavo Järvi: «Dieser Este sieht aus wie eine Mischung aus Putin, Bodyguard und Tänzer.» Um sicherzustellen, dass wir uns nicht verhört hatten, guckten wir auf der DRS-2-Website nach, doch da steht es Schwarz auf Weiss: «Er sieht aus wie eine Mischung aus Putin, Bodyguard und Tänzer, dieser Este mit den hellblauen Augen.» Hört sich dies nicht an wie eine Mischung aus «Gelbem Heftli», «Gala» und «Glanz & Gloria»? Nein: Das Sendegefäss heisst «Parlando».
Jürg Fischer

Kurierte

Im «Tagblatt der Stadt Zürich» erschien der Aufruf: «Suche für meine Diplomarbeit Patienten, die sich ein bis dreimal von mir behandeln und die Behandlung dokumentieren lassen. Melden Sie sich bitte bei (…)». Jeder Hinweis darauf, was da wohl wie behandelt werden solle, fehlte: Fusspilz? Behaarung? Rechtschreibschwäche? Auf unsere Nachfrage hin erhielten wir lediglich die Antwort, man habe genug Versuchspersonen. Im Volke schwelt ein tiefes Bedürfnis nach der Behandlung an sich.
Karin Hoffsten

Genealogische

Die WOZ-interne Abteilung für Namensforschung hat kürzlich herausgefunden, dass die Wurzeln der Familie eines Aargauer Nationalrats auf einen Eidgenossen zurückgehen, der – weil vor Sempach durch grosse Tapferkeit aufgefallen – fortan in seinem Dorf «Der sich mit Muthe wehrt» genannt wurde. Aus Liebe zur Tradition nannte die WOZ seinen Nachkommen letzte Woche Cédric Wehrmuth. Da die Frauen der Familie die pflanzliche Heilkunst ausübten, wurde der Name später zu Wermuth verkürzt. An den wehrhaften Sempacher erinnert heute nur noch das zweite H.
Karin Hoffsten

Zurechtgewiesene

Und ein letztes Mal müssen wir auf uns selber hinweisen: Wir erwähnten «die zurecht gescholtene Angela Merkel». Frau Merkel sei «nur zu Recht gescholten» worden, schrieb uns darauf Leser M., und leider seis bis heute dabei geblieben. Wie wahr.
Karin Hoffsten

woznews@woz.ch