Kultour

Nr. 28 –

Theater

Youtopia

«Das Theater der Wünsche» – so lautet der Untertitel des Stücks «Youtopia» der Theaterregisseurin Katharina Cromme und ihrer Crew. Inspirieren liess sich die Truppe von der kürzlich lancierten Volksinitiative «Bedingungsloses Grundeinkommen für alle». Im Zentrum steht die Frage: «Was wäre wenn?» Das Theater wird zum Labor, in dem sich Fiktion und Realität vermischen und in dem Forscher, Utopistinnen, Tiere und Philosophinnen an neuen Gesellschaftsentwürfen tüfteln. Und die Theaterschaffenden sind überzeugt: Wo ein Wunsch ist, ist auch ein Weg – es darf auch mal ein Holzweg sein.
Silvia Süess

«Youtopia. Das Theater der Wünsche» in: 
Zürich Stauffacher-Kirche, So, 15., und 
Sa, 21. Juli 2012, 20 Uhr. www.start-youtopia.com

Film

Hotelfilme

«Das Hotel ist ein zentraler Ort der bürgerlichen Gesellschaft», schreibt der Kulturjournalist Rüdiger Suchsland im Programmheft des St. Galler Programmkinos Kinok: «Ein Schauplatz für Passagen und Begegnungen, Umschlagplatz für Lebensformen, Gesinnungen und Träume. Seine Flure bieten Fluchten, in seinem Glanz kann man sich verstecken, doch es ist auch die Bühne für den grossen Auftritt wie für die alltägliche Comédie humaine.»

Das Kinok hat ein Programm mit Spielfilmen zusammengestellt, die allesamt in, aus und um Hotels spielen. So lassen sich in einem Sommer-Open-Air gemeinsam mit den ProtagonistInnen Kopfreisen durch die Flure und Hallen der Hotels dieser Welt machen: etwa des mondänen «Hotel des Bains» in Venedig, wo Luchino Visconti 1970 den «Tod in Venedig» von Thomas Mann verfilmte; oder es entführt einen der Portier in Daniel Schmids «Hors Saison» (1992) in ein Grandhotel in den Bündner Bergen, wo ein Mann nach Jahren an den Ort seiner Kindheit zurückkehrt.

Studiert man die Titel der Filme, so ist man beeindruckt ob der Präsenz des Hotels als eines magischen Kinoschauplatzes: Die Palette reicht vom Stummfilm «Fräulein Else» (1929) von Paul Czinner über «Palace Hotel» (1952) von Leonard Steckel, «Psycho» (1960) von Alfred Hitchcock, «Mystery Train» (1989) von Jim Jarmusch oder «Barton Fink» (1991) der Coen-Brüder bis zu «Fear and Loathing in Las Vegas» (1998) von Terry Gilliam, «Lost in Translation» (2003) von Sofia Coppola oder «Der Knochenmann» (2009) von Wolfgang Murnberger.
Adrian Riklin

«Zimmer frei! Hotelfilme» in: St. Gallen 
Open Air Lokremise, Sa, 7. Juli, bis Sa, 8. August 2012. 
www.kinok.ch

Konzert

Prekär!

Erst nach langer Diskussion konnte sich der Zürcher Chor kultur&volk für das neue Programm auf den Titel «prekär!» einigen. Die SängerInnen fühlten sich zwar nicht als Teil des Prekariats, stellten aber fest, dass immer mehr Leute aus ihrem Freundes- und Bekanntenkreis dazugezählt werden mussten und «die Ränder in der Mitte angekommen waren». Gegen 270 000 Menschen leben in der Schweiz unter prekären Bedingungen: Sie können nicht mehr vom Lohn ihrer Arbeit leben.

Für das neue Programm ist der Chor mit der Rapperin Big Zis und den Instrumentalisten Martin Schumacher, Fredi Flükiger und Christoph Gantert erweitert worden. Gemeinsam singen und interpretieren sie Kompositionen von Phil Ochs über Victor Jara, Bertolt Brecht / Hanns Eisler bis zu Pablo Neruda, Mikis Theodorakis und Patent Ochsner.
Fredi Bosshard

Chor kultur&volk «prekär!» und Big Zis in: 
Zürich Theater Rigiblick, Sa, 14. Juli 2012, 20 Uhr, 
und So, 15. Juli 2012, 17 Uhr. www.kuv.ch

Langnau Jazz Nights

Das Brüderpaar Michael und Florian Arbenz (Piano und Schlagzeug) und Thomas Lähn (Bass) eröffnen mit der Musik aus George Gershwins Oper «Porgy and Bess» die fünf Tage dauernden Langnau Jazz Nights. Anschliessend sind die beiden Gitarristen John Scofield und Kurt Rosenwinkel mit ihrer Hollowbody Band zu hören. Mit Kevin Eubanks, Mike Stern und David Gilmore treten weitere eigenwillige US-amerikanische Gitarristen auf.

Das Lucerne Jazz Orchestra hat immer wieder zusammen mit profilierten Gästen für Überraschungen gesorgt. Diesmal übernimmt der New Yorker Trompeter Dave Douglas die führende Rolle. Ein weiterer Höhepunkt dürfte es werden, wenn der Bassist Dave Holland sein neues Projekt Prism vorstellt, dem mit Craig Taborn einer der spannendsten Pianisten der Szene angehört.
Fredi Bosshard

Langnau Jazz Nights in: Langnau Kupferschmiede, Di–Sa, 24.–28. Juli 2012, 20.30 Uhr. www.jazz-nights.ch