Diesseits von Gut und Böse: Der Boulevard lebt

Nr. 6 –

Der Boulevard lebt

In dieser Woche war ja einiges los. Kaum vom Burn-out genesen, erzählte SVP-Nationalrätin Natalie Rickli im «SonntagsBlick», zu ihrer Erkrankung habe massgeblich beigetragen, «dass demokratische Volksentscheide nicht umgesetzt werden». Sie klagte: «Da fragt man sich schon, für was man sich Abend für Abend einsetzt.» Ich wüsste da schon eine gesundheitsfördernde Antwort.

Ausserdem war es unmöglich, der Sexismusdebatte auszuweichen. Auf Brüderles Bemerkung zur «Stern»-Journalistin angesprochen, sagte SVP-Kantonalpräsident Alfred Heer auf Tele Züri: «Wenns de Lorenzo Leutenegger ire gseit hätt, hätt sie vermuetlich Freud gha. Aber i weiss nöd, ob das au scho wider unter Sexismus gaat.» Ja, tut es! Allerdings kann man Heer einen wesentlichen Irrtum zugutehalten: Der Ex-TV-Bachelor wirkt auf Frauen nur beschränkt.

Übrigens scheint Helmut-Maria Glogger, der grosse Moralist, der Einzige auf weiter Flur, der die Sendung «Der Bachelor» für gefühlsecht hielt. Im «Blick am Abend» schalt er Lorenzo: «Das hat Ihr Vater Filippo (FDP-Nationalrat) nicht verdient!» Einen Sohn, der «seine Seele an irgendeinen TV-Sender verkauft hat (…) Der sich jetzt auch noch als nationaler Schwindler outet – weil er Tausende von TV-Zuschauern mit ihren romantischen Gefühlen im Stich lässt.» Ist das nicht süss?