Diesseits von Gut und Böse: Dicker als Wasser

Nr. 9 –

Sicher kennen Sie das Plakat, auf dem eine Blondine mit Schweizer Kreuz an der Backe freudig mitteilt: «Ich bin Fan vom Roten Kreuz.» Denn das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) hat ein Facebook-Profil, 17 392 Fans haben dort das «Gefällt mir»-Däumchen gedrückt, und «674 sprechen darüber». Worüber genau, war mir bisher ein Rätsel.

Jetzt haben sie ein Thema: Seit Jahrzehnten liefert das SRK überzählige Blutkonserven, die sonst vernichtet werden müssten, nach Griechenland, wo rund zehn Prozent der Bevölkerung an einer Blutkrankheit leiden; laut SRK-Website «eine echte win-win-Situation, die für alle Beteiligten Vorteile mit sich bringt». Doch weil die Verarbeitungskosten länger nicht bezahlt wurden, soll die Liefermenge bis 2020 halbiert werden.

Im Internet kocht jetzt die Volksseele beziehungsweise das Blut, um bei der Materie zu bleiben: Gleich haufenweise drohen die KommentatorInnen, nie mehr Blut spenden zu wollen – allen voran jene, die noch nie gespendet haben. Denn die haben es schon immer geahnt: Für schnöden Mammon wird sauberes Schweizer Blut durch die Venen fauler GriechInnen gepumpt.

Die Gedankengänge zeugen von einem akuten Ausfall der Hirndurchblutung. Gegen das weitverbreitete Leiden empfiehlt die Fachwelt Ginkgo, Steinklee oder Mäusedorn, doch ich fürchte: Dagegen ist kein Kraut gewachsen.