Diesseits von Gut und Böse: Kollektive Gummiamnesie
Yasmin, Yasminelle oder Yaz heissen sie, wie kichernde Girlies auf dem Weg zur nächsten Party. Die Antibabypillen der neusten Generation sollen nicht mehr dick machen und gut gegen Pickel sein. Doch jetzt werden sie verdächtigt, wie böse Feen auch Thrombosen oder gar den Tod zu bringen.
Aus aktuellem Anlass erregt das Schicksal von Céline, die nach der Einnahme von Yasmin zum schwerstbehinderten Pflegefall wurde, den Volkszorn: Das Zürcher Bezirksgericht wies nicht nur ihre Klage gegen den Pharmakonzern Bayer ab, sondern verurteilte Céline auch zur Zahlung von 120 000 Franken Prozessentschädigung. So weit, so juristisch. So empörend!
Nun wird so fiebrig über Risiken und Nebenwirkungen des happigen Hormoncocktails diskutiert, als gäbe es keine Alternative, als blieben einer Frau ohne die Pille nur strikte Enthaltsamkeit, permanentes Schwangersein oder Abtreibung!
Céline sei vor ihrer Katastrophe sechzehn Jahre alt und kerngesund gewesen, stand in der Zeitung, andere Pillenkonsumentinnen werden ähnlich beschrieben. Wieso soll man so einem Mädel samt jeweiligem Partner eigentlich nicht beibringen können, wie man ein Kondom* benutzt? Die Dinger verhüten nämlich nicht nur Krankheiten. Die einzig bekannte Nebenwirkung ist: darüber reden müssen.
*Auch bekannt als: Präservativ, Pariser, Gummi etc.