Diesseits von Gut und Böse: Das Biest muss sterben
«Eine Einführung der Todesstrafe in Ländern, in denen sie längst abgeschafft wurde, wäre tatsächlich ein Zurückfallen in Willkür und voraufklärerische Zustände.» Den schönen Satz schrieb Politphilosophin Regula Stämpfli in der «Weltwoche». Entsprechend hat sich selbst die Jeanne d’Arc der Strafverschärfung, Anita Chaaban, nie für die Todesstrafe eingesetzt; und eine Initiative, die 2010 deren Wiedereinführung forderte, wurde schon am Tag nach ihrer Lancierung wieder zurückgezogen.
Doch Stämpfli hat es leider nicht bei dem schönen Satz belassen. Unter dem Titel «Einbruch des Bösen» entwickelt sie die These, es gebe Taten, «in denen sich so etwas wie das Böse manifestiert», weshalb eine Gesellschaft lernen müsse, «‹normale Verbrechen› vom Bösen» zu unterscheiden. Sie fordert «klare Regelungen für die Verbrechen gegen die Menschlichkeit, jenseits von momentan praktizierter Gerechtigkeit» und nennt als Beispiel den norwegischen Massenmörder Anders Breivik, der trotz «erschöpfter Wärter (…) locker noch weitere vierzig Jahre so weitermachen kann».
Na, dann unterscheiden wir doch mal zwischen «böse» und «normal»: Ich zum Beispiel finde es böse, mit Ländern, in denen gefoltert, enthauptet und ausgepeitscht wird, Handel zu treiben, weltweit Waffen zu liefern oder Menschen für Hungerlöhne in Fabriken einzusperren, und ich wüsste noch einiges mehr.
Logik ist Stämpflis Sache in diesem Text nicht. Aber dafür steht er ja auch in der «Weltwoche».