WOZ News

Nr. 7 –

Sprachgewandte

In einem Interview, das «10 vor 10» letzte Woche sendete, wurde dem «Charlie Hebdo»-Zeichner Luz in den Mund gelegt, die Mehrheit der Muslime sei «verrückt nach ‹Charlie Hebdo›». Wir wunderten uns, bis wir von frankofonen WOZ-LeserInnen erfuhren, unter der deutschen Offstimme habe Luz gesagt: «La majorité des musulmans s’en foutent de ‹Charlie Hebdo›», was so ziemlich das Gegenteil bedeutet: Den meisten Muslimen geht «Charlie Hebdo» am A**** vorbei. Weil man beim SRF wohl «sont fous» gehört hat, dürfte man sich dort jetzt wieder vermehrt Gedanken über den Nutzen des Frühfranzösisch machen. Auch wenn «s’en foutre (vulgaire)» nicht zum Primarschulstoff gehört.
Karin Hoffsten

Partizipielle

Wenn Sie nächstens einen Kinobesuch ins Auge fassen, sollten Sie berücksichtigen, was der «Anzeiger von Uster» meinte: «‹Mitten ins Land› ist ein leise-lakonischer, sehr poetischer, ein bisschen auch sehnsuchtsbeladener Film. Das fein ziselierte Porträt eines Mannes namens Pedro Lenz, zugleich eine sehr reizvolle, in der persönlichen Kartografie ihrer Macher verordnete Schweizer Befindlichkeitsstudie.» Verordnet? Verortet? Wahrscheinlich verordnet, sofern die Macher gar nicht anders können.
Jürg Fischer

Geköderte

Eindeutig übermotiviert war letzte Woche die «Zuger Woche», als sie in fetten Buchstaben vom Schauplatz Ägerisee meldete: «Krieg um ‘Petri’s Heil’». Doppelter Genitiv! Und damits auch jeder Depp merkt, mit Deppenapostroph. Momoll.
Jürg Fischer

Intelligente

«Dabei sehe ich, dass der Bus immer noch blickend an der Haltestelle steht», entnehmen wir einem Bericht im «Tages-Anzeiger». Gibt es im ÖV bereits das selbst fahrende Auto beziehungsweise den selbst blickenden Bus? Wenn ja, blickt er böse oder lieb, teilnahmslos oder motiviert? Und hat er vielleicht die Güte, auch einmal ein Auge zuzudrücken, wenn ich vergessen habe, ein Billett zu lösen?
Jürg Fischer

Eingesparte

«Erstens ist die Belegschaft demotiviert. Zweitens bedarf es zur Sanierung einen gemeinsamen Kraftakt der besten Angestellten», wusste dieselbe Tageszeitung von den Leiden der Marissa Mayer, Chefin bei Yahoo, zu berichten. Auf die Belegschaft des hier zuständigen Korrektorats trifft die Diagnose sicher nicht zu. Zur Sanierung der hauseigenen Fehlerquote bedürfte die bloss eines ausreichenden Bestands an Personal.
Karin Hoffsten

Maskuline

Die «SonntagsZeitung» nahm an Nicole Kidmans Schicksal Anteil, die im neuen Film von Werner Herzog als Reisende vor hundert Jahren «in ein Harem gesteckt werden» soll. Wir machen freundlich darauf aufmerksam, dass nicht der Harem als solcher kastriert wurde, sondern nur die Männer, die ihn bewachten.
Karin Hoffsten

Markierende

«Das Zürcher Jungunternehmen WAC setzt seine nächste Marke in der Gastrolandschaft», hielt die NZZ fest. Wir hoffen, es kommt nicht zu Geruchsbelästigungen.
Karin Hoffsten

woznews@woz.ch