Diesseits von Gut und Böse: Öffentlicher Privatverkehr

Nr. 35 –

Damit Fahrgäste unabgeholt auf Bahnsteigen herumstehen, braucht es in Deutschland keinen Streik – das schafft die Deutsche Bahn AG (DB) mit ihrer spontanen Fahrplangestaltung auch allein. Eigentlich sogar besser, denn im Streikfall wird das Nichterscheinen von Zügen wenigstens medial angekündigt.

Mit banalen Verspätungen hält sich die DB meist gar nicht auf. Da fällt der Zug gleich ganz aus, die ersatzweise empfohlene Verbindung ist so verspätet, dass der Anschluss weg ist, und auch im Ersatzzug für den Ersatzzug dauert alles etwas länger.

Letztes Jahr sass ich auf dem Frankfurter Hauptbahnhof mit anderen Fahrgästen wartend in einem Zug, der laut Anzeigetafel mit zehn Minuten Verspätung abfahren sollte. Nachdem sich auch nach einer Viertelstunde nichts regte, entdeckten wir, dass sich die Anzeigetafel auf dem Bahnsteig in aller Stille auf den nächsten Zug geändert hatte. Also sassen alle noch eine Dreiviertelstunde länger im stehenden Zug.

Am meisten Spass machen aber Züge, die früher abfahren als angekündigt. Zum Beispiel voriges Jahr in Aschaffenburg oder letzten Sonntag in München: Da fuhr der Zug nach Zürich einfach sechzehn klitzekleine Minütchen früher als auf dem Ticket vermerkt. Zum Glück waren auch wir zu früh.

Denken Sie dran, wenn Sie das nächste Mal über die SBB meckern!