WOZ News

Nr. 42 –

Ungepflegte

«Hätten Pflegeprodukte eine Gewerkschaft, würde diese Sturm laufen: Tag und Nacht wird auf der Baustelle Schönheit gearbeitet. Hier gibt es Fältchen zu glätten, dort brüchiges Haar zu kitten, und Augenschatten müssen grosszügig übermalt werden», notiert launig das Magazin «Z» aus dem Hause NZZ. Ob «Z» es immer noch lustig fände, wenn es die Gewerkschaft tatsächlich gäbe, ist die Frage. Wir aber erklären uns mit den Pflegeprodukten solidarisch und rufen ihnen zu: Lasst euch nicht unterbuttern! Lasst euch nicht anschmieren!
Jürg Fischer

Zusammengeflickte

Über ästhetische Eingriffe, wie das früher schlicht «kosmetische Operationen» genannte medizinische Angebot neuerdings genannt wird, weiss die «Nordwestschweiz»: «Pro Kopf der Bevölkerung hat die Schweiz mit 55 000 Operationen jährlich den Spitzenplatz in Westeuropa inne, wie Zahlen der Ärztegruppe Acredis belegen.» Da wundert uns nichts mehr: Schon vor unseren letzten paar Dutzend Schönheits-OPs wussten wir nicht mehr, wo uns angesichts der Arztrechnungen der Kopf stand.
Jürg Fischer

Folgenschwerelose

«Es geht um die Folgen, die ein theroetischer Nuklearunfall in 194 untersuchten Kraftwerken hätte», erläuterte die «SonntagsZeitung». Schon vor dem GAU können wir an dieser Stelle entwarnen. «Theroetisch» ist kein besonders radioaktiver Vorgang, und auch theoretisch sollen die Dinger ruhig in die Luft fliegen; praktisch wollen wir uns das aber nicht ausmalen.
Jürg Fischer

Zirkelnde

In der NZZ hiess es: «Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International wirft der von Saudiarabien geführten Militärkoalition Kriegsverbrechen in Jemen vor. Von diesen hätten einige die Tragweite von Kriegsverbrechen, sagte Amnesty-Krisenberaterin Donatella Rovera.» Sätze, die uns wieder einmal die ganze Vergeblichkeit gutwilligen Handelns in Krisengebieten vor Augen führen.
Karin Hoffsten

Leichtgewichtige

Die gute, wenn auch zwiespältige Nachricht stand in der «Neuen Luzerner Zeitung»: «Wer Steine in Polen verarbeiten lässt, ist viel billiger.» Vielleicht gibts ja eine Prämienreduktion bei der Unfallversicherung, wenn wir unsere Steine auch nach Polen bringen. Über weitere Randgebiete, in denen des Menschen Wert bemessen wird, denken wir hier lieber nicht nach.
Karin Hoffsten

Getrennte

«Man hätte die beiden Männer heute Montag um acht Uhr gerne gemeinsam in einem Raum gesehen: den Datendieb Hervé Falciani und sein Häscher», wünschte sich der «Tages-Anzeiger», aber der Häscher rannte halt noch hinter dem geflohenen Akkusativ her.
Karin Hoffsten

Vereinfachte

Auf tagesspiegel.de wurde in der Kritik zum – übrigens sehenswerten – letzten «Tatort» der «verdächtige Polizist Multi» erwähnt, der im Film jedoch Mutlu hiess, denn er hatte türkische Wurzeln. Aber angesichts der vielen komplizierten Namen in der Multikultigesellschaft böte sich so eine Einheitslösung doch an – schliesslich müssen wir auch an die Behörden denken.
Karin Hoffsten

woznews@woz.ch