Diesseits von Gut und Böse: Contentkrisenmanagement
«Jetzt wissenschaftlich bewiesen: watson doch nicht so scheisse wie angenommen», jubelte die Onlinezeitung vor vier Wochen, denn im neuen Jahrbuch «Qualität der Medien» wurde «Watson» bescheinigt, «qualitativ überdurchschnittlich gut, d. h. zwischen den überregionalen Qualitätssites und den Newssites der Gratis- und Boulevardpresse, positioniert» zu sein.
Ich fand «Watson» nie scheisse, obwohl ich, werbetechnisch gesehen, nicht zur Zielgruppe gehöre. Bloss manchmal, wenn ich mich wieder in Hunderten animierten Katzen, Hunden, Babys, Girls und anderen wackelnden und/oder singenden Lebewesen verloren habe, bin ich sauer – aber mehr auf mich als auf «Watson».
Doch trotz all des zielgruppengerechten «Cat Content» schlägt jetzt – kawumm! – auch dort der Sparhammer zu: Laut persoenlich.com wurden drei Mitarbeitende entlassen, zwei offene Stellen nicht mehr besetzt und die Löhne von Geschäftsleitung und Chefredaktion gekürzt, wozu in meinem Umfeld jemand bemerkte, jetzt schaffe man wohl anstelle der geschassten KollegInnen einen Katzenvideogenerator an.
Ja, so ist er, der allmächtige Markt: Vom klügsten Kommentar bis zum doofsten Witz kontrolliert er alles. Und wenn zu wenige hingucken, wird der Laden dichtgemacht. Halt die Ohren steif, Watson, auf dass weiterhin nicht nur das Büsi schnurren möge!