Diesseits von Gut und Böse: In vitro felicitas
Mit dem Ruf «Ich will ein Kiiind!» ging die Protagonistin in der deutschen Synchronfassung von Jean-Luc Godards «Une femme est une femme» vor fünfzig Jahren diverse Männer an. Heute hätte sie sich wohl längst an eine der 28 Fruchtbarkeitskliniken gewendet, in der hierzulande jährlich über 6000 Paare Hilfe suchen, weil sich keine Schwangerschaft einstellt.
Denn während man in noch früheren Zeiten meinte, das unglückliche Paar verdanke seine Kinderlosigkeit Gottes weisem Ratschluss, ist sie heute bloss noch eine Frage der Technik – und der Finanzen: Zwischen 4000 und 10 000 Franken kostet so eine Behandlung in der Schweiz. Zudem braucht die In-vitro-Fertilisation eine erhebliche Anzahl von Versuchen und führt auch nicht immer zum Erfolg. Über Monate müssen sich Paare regelmässig in der Klinik einfinden und haben dabei ziemlich viel Stress.
Rund zwei Prozent aller jährlich in der Schweiz geborenen Babys beginnen ihr Leben inzwischen in der Petrischale. Noch ist diese Form der Kinderwunscherfüllung dem gut verdienenden Mittelstand vorbehalten, doch die Forderung nach einer Zahlungspflicht der Krankenkassen steht schon im Raum.
Nun halte ich persönlich ja weder leibliche Kinder für ein Menschenrecht noch Kinderlosigkeit für eine Krankheit. Und bevor jetzt jemand böse wird: Ich liebe Kinder – ehrlich!