Agenda

Nr. 14 –

Schlafloser Landstreicher

Der Grund für seine Entlassung aus der US-Armee klingt verständlich: Willis Earl Beal klagte im Dienst über Magenprobleme. Vielleicht war es aber auch die eigene Rastlosigkeit und Unstetigkeit, die ihn für den Drill untauglich machte. Von Missouri schlug sich Beal nach New Mexico durch. Wenn er nicht gerade als Hotelportier arbeitete, übernachtete er im Freien. Seine ersten Songs brachte er auf selbstgebrannten CDs unter die Leute, bis das renommierte Label XL Recordings auf ihn aufmerksam wurde. Dass man ihn, den schwarzen jungen Landstreicher, in Anlehnung an den stilprägenden Bluessänger als Robert Johnson des 21. Jahrhunderts bezeichnete, erschien ihm dann doch zu dick aufgetragen. Er wollte lieber ein Niemand bleiben, nannte sein Album von 2013 «Nobody Knows» und seine Band The Church of Nobody. Im Übrigen singt Willis Beal auch Soul. Allerdings keine Hymnen, sondern brüchige Songs, durchsetzt von Rock, Rap und Elektronik. Nun, auf dem neuen Album «Noctunes», kommt zur Rastlosigkeit und Unstetigkeit die Schlaflosigkeit hinzu. Ausgerechnet diese Songs, die davon erzählen, wie ihn der Mangel an Schlaf auszehrt, werden selbst zu Wiegenliedern. Da erzählt einer von den Rändern seiner Existenz – mit einer Stimme, die in ihrer Eindringlichkeit an Bill Callahan erinnert.

Willis Earl Beal in: Zürich Papiersaal, Mo, 11. April 2016, 20 Uhr; Düdingen Bad Bonn, Di, 12. April 2016, 20 Uhr.

Kaspar Surber

Tanzende Grossmütter

Das Tanzfestival Steps, das diesen Monat wieder in mehr als dreissig Schweizer Orten stattfindet, hat sich dem Thema Zukunft verschrieben. Wie entsteht eine künftige Gesellschaft, in der alle einen Platz haben? Diese Frage betrifft gerade viele ältere Mitmenschen, die alleine leben. Und deren Zahl mit der steigenden Lebenserwartung noch zunehmen wird. Eine vergnügte Antwort liefert die koreanische Choreografin Eun-Me Ahn: Sie reiste durch die Provinzen ihres Landes, animierte ältere Bäuerinnen zum Tanzen und studierte ihre Bewegungen. Eun-Me Ahn beliess es aber nicht beim Abschauen der Gesten, sondern bittet die Bäuerinnen gleich selbst zum Tanz. In «Dancing Grandmothers» kontrastieren ihre Bewegungen mit denen der jungen TänzerInnen von Eun-Me Ahns Compagnie. Das Generationenstück wird zu einem rauschenden Fest.

Tanzfestival Steps, Eun-Me Ahn in: Zürich Gessnerallee, Fr/Sa, 8./9. April 2016; Pully L’Octogone Théâtre, Di, 12. April 2016; Basel Kaserne, Do, 14. April 2016; Genf L’Adc au Bfm, So, 17. April 2016. Alle Veranstaltungen: www.steps.ch.

Kaspar Surber

Immer dieser Körper

Schmerz lässt sich nur bedingt in Sprache übersetzen. Trotzdem hat sich die amerikanische Literaturprofessorin Elaine Scarry vor dreissig Jahren mit einem Buch zum Thema einen Namen gemacht. «Der Körper im Schmerz» ist ein akademischer Klassiker, der bis heute gelesen wird. Scarry beschreibt darin, wie der Schmerz nicht nur Körper zerstört, sondern ganze Welten zum Einsturz bringen kann. Nun wird die Meisterin der philosophischen Schmerzbehandlung an der Zürcher Hochschule der Künste auftreten. Im Rahmen von Installationen, Performances und einer Tagung soll auch über Körperkult, Fitness, Musik, Ausgrenzung, Feminismus, Nacktheit, Migration und Folter diskutiert werden. Am Freitag, dem 8. April, unter anderen mit der bulgarischen Künstlerin und Kuratorin Boryana Rossa.

«Der Schmerz des Anderen» mit Elaine Scarry in: Zürich Hochschule der Künste, Showroom Nr. 5, Do, 7. April 2016, 18–21 Uhr, und Fr, 8. April 2016, 9–18 Uhr. www.zhdk.ch/?showroom

Daniela Janser