Diesseits von Gut und Böse: Dämonenfreie Zone

Nr. 18 –

Mit der versuchten Dämonenaustreibung hat das Zürcher Theater Neumarkt ja kürzlich ein bisschen in die Scheisse gelangt. Jetzt drohen ein paar besonders kunstaffine KantonsrätInnen mit Budgetkürzung, und der grinsende Dämon ist lebendiger denn je und fährt in die eidgenössische Exekutive ein. (Um die grüne Kotze – ohne die kein Dämon auskommt – ungesehen loszuwerden, müssen Besessene mitunter den Ratssaal verlassen.)

Das gereinigte Theater versucht derweil, unter dem Motto «normal» zur eigentlichen Kunst zurückzufinden, aktuell mit der Produktion «Bilder deiner grossen Liebe». Auch ohne die Premiere gesehen zu haben, bin ich sicher, dass das Stück eine wichtige Voraussetzung dessen erfüllt, was Kunst leisten kann: Es fordert zum Widerspruch heraus.

Der Kritiker der einen grossen Zürcher Tageszeitung fand nämlich, «dass dieser Abend ein Triumph ist», der «das Publikum zum Niederknien bringt»; für seine Berufskollegin beim ehrwürdigen Konkurrenzblatt hingegen wurde «aus einer hübschen Idee, höflich ausgedrückt, bloss ein netter Abend», dem «jeglicher Groove» fehle.

Das ist der Kritikerstoff, der ins Theater lockt: Er lag zu Füssen, und sie langweilte sich. Ich will das sehen. Und die verängstigten KantonsrätInnen sollten auch mal ins Theater gehen. Das hält nämlich die unflätigsten Dämonen fern.