WOZ News
Transatlantische I
«Ein Land mit 300 Millionen Seelen und einer halben Milliarde Schusswaffen: zerrissen von Gewalt und Ungewissheit, zusammengehalten von Pomp, den Umständen und herzlich wenig anderem», war im Text «American Horror Story» von Laurie Penny zu lesen, den wir übersetzt und in der letztwöchigen WOZ abgedruckt haben. Leider haben wir bei diesem Satz übersehen, dass «Pomp and Circumstance» der Titel eines berühmten Marschs des britischen Komponisten Edward Elgar ist, der wiederum auf Shakespeares «Othello» zurückgreift und eigentlich Pomp und Rüstung bedeutet. Die «Umstände» sind also gewiss martialisch, und wir freuen uns, dass wir in Leser B., der uns darauf hingewiesen hat, einen Kenner der Marschmusik haben.
Transatlantische II
Auch der «Blick am Abend» wusste Dramatisches aus den USA zu berichten: «18 Prozent der Amerikanerinnen und Amerikaner im Alter von 20 bis 14 Jahren geben an, seit dem 18. Lebensjahr keinen Sex gehabt zu haben. Das sind drei Mal mehr als früher.» Was für zwei Drittel der Befragten offenbar so traumatisch ist, dass sie auf der Stelle regrediert haben.
Diesseitige
Weniger Probleme mit dem Nachwuchs haben andere, wie wir eine vor kurzem vom «Newsnet» verbreitete Meldung interpretieren: «Der Militärführer der Terrormiliz IS starb nicht bei einem Luftschlag im März, wie die USA verkündete. Laut dem IS fand er auch an einem anderen Ort den Tod.» Letzteres darf dann auch nicht als sicher gelten; diesen IS-Teufeln wächst sofort ein neuer Kopf nach, wenn man ihnen den vorherigen abhackt.
Gedrillte
«Allgemein wird grossen Wert auf Pünktlichkeit, Respekt und Disziplin gelegt. Wer grundlos dem Unterricht fernbleibt, wird verwarnt», entnahmen wir dem «Tages-Anzeiger». Der offenbar unpünktlich war, weil sonst die gepaukte Grammatik hängen geblieben wäre.
Visuelle
Wie folgt, kündigte das «Tagblatt der Stadt Zürich» den Film «L’ombre des femmes» an: «Der neue Film des 68-jährigen Philippe Garrel kommt daher wie ein Film der jungen Nouvelle Vague. Er wurde in Schwarz/Weiss in Paris gedreht und handelt von der Treue und Untreues eines Filmemacherpärchens, das sich seiner Beziehung überdrüssig langsam auseinandertriftet.» Das ist bestimmt grosses Kino, dem eine Beschreibung in wenigen Worten sowieso nicht gerecht werden kann.
Umgangssprachliche
Wir haben uns zwar mit dem Pomp und seinen Umständen vertan (siehe oben), aber mit dem Wort Pömpel könnte uns das nicht passieren, denn: «Nichts ist klarerer als das Wort Pömpel», wie kürzlich die «NZZ am Sonntag» titelte. Besserer könnten wir es nämlich nicht ausdrücken.
Untätige
«Hoffnung, Liebe, das Glück: sie sind die Tätigkeitswörter für Dimitris Schaffen», schrieb der Winterthurer «Landbote» nach dem Tod des grossen Clowns. Für unsere diesbezüglichen Gefühle kennen wir nur das Tätigkeitswort Melancholie.