Diesseits von Gut und Böse: Angewandte Sozialforschung
«Kleine Titten sind wie Flüchtlinge: Sie sind nun mal da, aber eigentlich will man sie nicht.» Das schrieb Sophia T., eine deutsche Boulevardpromischauspielerin, kürzlich auf Twitter. Der Satz, der zeitgemässe Themen wie weibliche Selbstwahrnehmung, Flüchtlingsproblematik und persönliche Abgrenzungsfähigkeit elegant zu einem dichten Spannungsfeld verwebt, war Teil eines sozialen Experiments, das Sophia T. in Zusammenarbeit mit Micky B., RTL-Moderator und «Stern»-Kolumnist, ausgeheckt hatte. Die sogenannt sozialen Medien erlauben ja zum Glück nicht nur den weltweiten Informationsaustausch, sondern auch allen Menschen einen freien Zugang zu wissenschaftlicher Tätigkeit.
Das Experiment verlief sehr erfolgreich, schon kurz nach dem Start twitterte die Forschungsleiterin: «Leute, Leute …. 2.000 Follower mehr in 45 min. nur mit Titten und Flüchtlingen … Q.e.d.»; will heissen «quod erat demonstrandum» beziehungsweise «was zu beweisen war» und zeigt, wie gewandt sich die junge Frau des einschlägigen Vokabulars bedient.
Als sich ein heftiger Shitstorm erhob, twitterte sie beruhigend: «Hättet ihr den Tweet gut gefunden, wäre ich ernsthaft besorgt gewesen.»
Ein bisschen besorgt sind die beiden ForscherInnen inzwischen aber doch. Sophia T. hat nämlich insgesamt 31 000 Follower dazugewonnen: Denen sprach ihr Tweet aus dem Herzen!