WOZ News
Gewissenlose
«Die Furcht vor einem Stromausfall, den Gegner an die Wand malten, war offenbar grösser als die Angst vor einem Atomunfall, den Befürworter schürten», lasen wir auf infosperber.ch, einer Quelle, die wir grundsätzlich als seriös erachten. Dass AKW-Befürworter auf drohende Atomunfälle auch noch Kohlen schippen, entsetzt uns. Da kann man die Jodtabletten ja gleich hinterherwerfen.
Erbarmungslose I
Die NZZ nahm in ihrem Wirtschaftsteil wieder einmal Partei für die Banken, diesmal für italienische: «Sie ächzen unter notleidenden Krediten in Höhe von 200 Milliarden Euro und müssen einen Teil davon loswerden.» Kurz vor Weihnachten ist das doch herzlos. Die notleidenden Kredite landen auf der Strasse und sind Unwettern und Erdbeben schutzlos ausgeliefert.
Erbarmungslose II
«Kurzlebiges Fussballgeschäft: Die Super League verbraucht zuletzt wieder mehr Trainer», konstatierte die «Basler Zeitung». Das ist wie mit dem Fleischkonsum – da kümmerts auch kaum jemanden, wie die armen Schweine zu Tode gebracht werden.
Hüllenlose
Eine «streitbare Veganerin» protestierte kürzlich nackt gegen die Jagd. Der «Blick» schrieb: «Ein Transparent mit Aussagen wie ‹Die Triebjagd ist unmenschlich› soll die Jäger zum Nachdenken bringen.» Wir vermuten, dass ein solches Transparent auch zur Entscheidung der Zeitung beigetragen hat, bald den «Star des Tages» abzuschaffen.
Zeitlose
Die sogenannte Gnade der späten Geburt dürfen natürlich auch junge Medienschaffende für sich in Anspruch nehmen. So empfahl das Gratisblatt «Friday» kürzlich unter dem Bild einer bezaubernden jungen Frau im Schaumbad einen Badezusatz. Dass das Foto eine Szene aus dem vor 49 Jahren gedrehten Polanski-Film «Tanz der Vampire» zeigt – nur Sekunden später wird die Schöne von einem Vampir gebissen –, können ja wirklich nur noch GreisInnen wissen. Sharon Tate, die Schauspielerin und spätere Ehefrau von Roman Polanski, wurde zwei Jahre später von der Sekte um Charles Manson ermordet. Unter dem Foto lädt «Friday» zum «Abschalten in der Wanne».
Zahlenlose
Auf das Interview mit einem 84-jährigen «Trump-Unterstützer, Auto-Legende, Kriegsveteran» hätte das «Zofinger Tagblatt» («ZT») unseres Erachtens ohne Qualitätsverlust verzichten können. Nebst grässlich viel anderem sagte der US-Schweizer und Millionär: «98 Prozent des Kohlenstoffs wird von Pflanzen aufgenommen und in Sauerstoff verwandelt.» Das befremdete selbst die Chemiefernen unter uns, muss doch der Kohlenstoff erst verbrannt werden, ehe sich unsere Flora des dabei entstehenden Kohlendioxids erbarmt. Aber da unterstellen wir gutherzig einen Übersetzungsfehler. Wenn der Mann jedoch über sieben Zeitungszeilen vorrechnet, weshalb der Verkehr «nur für 0,4 Prozent des Kohlenstoff-Ausstosses verantwortlich» sei, wird nicht nur MathelehrerInnen schlecht. Vielleicht leidet das «ZT» an einer Kollektivdyskalkulie, kurz darauf titelte es nämlich online: «Durchschnittspreise beim Café Crème um 3 Rappen».