Diesseits von Gut und Böse: Die ehrliche Bank

Nr. 22 –

Namensänderungen sind im Trend. Der TGV wird jetzt zum «inOui», laut NZZ soll das «einerseits auf das In-der-Zeit-Sein verweisen, andererseits auf das positive Ja-Sagen zu etwas».

Ebenfalls den Namen geändert hat die Bank Coop, die dafür weniger verquaste Gründe hat als die französische Bahn: Dem Coop gehört nämlich an dieser Bank inzwischen gar nichts mehr – Hauptaktionärin ist die Basler Kantonalbank; und die hat ihr neues Kind «Cler» getauft, das ist rätoromanisch und bedeutet klar, einfach, deutlich.

Deren Werbeagentur startete jetzt eine «Transparenzoffensive» mit dem Claim «Zeit, über Geld zu reden». Von fast jeder Plakatfläche leuchtet es derzeit hellblau, und auf jedem Plakat steht der Preis, den es angeblich gekostet hat, kombiniert mit Sätzen, die wohl vertrauensbildend wirken sollen.

Zum Beispiel: «Wir investieren 756 Franken in dieses Plakat. Um Sie als Kunden zu gewinnen.» Oder: «Dieses Plakat kostet 1182 Franken. Das ist uns die Chance wert, Sie als Kunden zu gewinnen.» Und so geht es weiter mit diversen Formaten und Summen.

Transparenz ist ja schon sympathisch. Doch hier scheint sie mir ziemlich dubios: als ob der reiche Onkel alle Scheine und Münzen aus seinem Portemonnaie auf den Tisch schüttet und der kleinen Nichte versichert: «Mehr Geld hat der Onkel nicht!» Spätestens mit zwölf lacht die da nur drüber.