Agenda

Nr. 40 –

Musik ist verbindlich

Sie verstehen sich, wie man so schön sagt, fast blind. Ihre Improvisationen entwickeln sich nicht ins Ungefähre, sondern kommen schnell auf den Punkt und entfalten von dort aus eine charaktervolle Dichte und eine klangliche Spannbreite. Seit rund einem Jahrzehnt spielen der Geiger Harald Kimmig, der Cellist Alfred Zimmerlin und der Kontrabassist Daniel Studer im Trio zusammen, frei und doch mit einer hohen instant-kompositorischen Verbindlichkeit. Trotz des eher einheitlichen Gesamtklangs steckt diese Musik voller Überraschungen – und sie springt einen blitzartig an. Aufs Lebhafteste zu hören ist das auf ihrer neuen CD «Im Hellen», die bei Hat Hut erschienen ist. Nun will sie noch offiziell im Konzert getauft werden. 

Kimmig – Studer – Zimmerlin in: Zürich Schlosserei Nenniger, So, 8. Oktober 2017, 18 Uhr.

Thomas Meyer

Wenn er übertritt

Peter Arbogast sei der neue Stern am Pophimmel, schreibt der «Spiegel». Wie kommt es also, dass wir noch nie von ihm gehört haben? Vielleicht, weil Arbogast zwischen Buchdeckeln lebt. Der aufstrebende Musiker ist die Hauptfigur in «Er tritt über die Ufer», dem Debütroman des Zürcher Journalisten Dominik Dusek. Als Popkritiker, unter anderem für den «Züritipp», hat Dusek so viel Musik sprachlich gebannt, dass seine Sprache nun selbst Musik geworden ist. Dusek erschreibt sich das Werk eines Popstars nach der Jahrtausendwende, eingespannt in die Wirren seiner Generation. Und so ist der Roman mehr als ein fiktives Künstlerporträt – es ist eine Analyse des Zeitgeists.

Dominik Dusek liest aus «Er tritt über die Ufer» in: Bern Café Kairo, Fr, 6. Oktober 2017, 20 Uhr.

Donat Kaufmann

Verständigung erspielen

1997 trat Garri Kasparow ein zweites Mal an. Um die «Ehre der Menschheit» zu verteidigen, wie verlautet wurde. Ein Jahr zuvor hatte der russische Schachweltmeister ziemlich alt ausgesehen beim Spiel gegen Deep Blue, den Supercomputer von IBM. Aber auch bei der Revanche wurde Kasparow übertölpelt. Medial wurden die Wettkämpfe zum ultimativen Duell zwischen Mensch und Maschine hochstilisiert. Das Mad Scientist Festival versucht sich als Vermittlerin. Und wie könnten Berührungsängste spielender abgebaut werden als bei einer Runde Airhockey oder «Vier gewinnt»? Am Festival kann man aber nicht bloss bei allerlei Spielen gegen künstliche Intelligenz antreten, sondern auch an Diskussionen teilnehmen, die den Fragen nach dem Verhältnis zwischen Mensch und Maschine nachgehen.

Mad Scientist Festival in: Zürich Zentrum Karl der Grosse, Sa, 7. Oktober 2017, ab 15 Uhr. Genaues Programm unter www.karldergrosse.ch.

Donat Kaufmann