Diesseits von Gut und Böse: De gustibus …

Nr. 40 –

… non est disputandum. So bringt das Bildungsbürgertum gerne latinisierend zum Ausdruck, dass man über Geschmack nicht streiten könne. Kann man natürlich doch, aber wenn Sie am Sonntagabend nie «Tatort» gucken, müssen Sie nicht weiterlesen.

Diesmal war der eigentliche Kriminalfall vergleichsweise schlicht, denn schon nach rund zwanzig Minuten zeichnete sich ab, wer eine Elfjährige im Schwarzwald zu Tode gebracht hatte. Doch menschlich gings zur Sache: Schock und Trauer, die dieser Tod bei den Eltern und in deren Umfeld auslöste, müssen für Menschen, die tatsächlich ein Kind verloren haben, schwer erträglich gewesen sein, so authentisch agierten die SchauspielerInnen.

Nun lese ich im Nachgang zu Filmen gern, was sich die deutschsprachige Presse so dazu denkt, und erlebe dabei manche Überraschung; doch diesmal zeigte sich eine Mehrzahl der RezensentInnen berührt. Nur der Literaturkritiker des «Tages-Anzeigers» fühlte sich komplett im falschen Film, er wurde wohl gewaltsam zum «Tatort»-Gucken verdonnert.

Seit diesem Film weiss ich übrigens, dass eine bekannte Firma, die Pistolen, Maschinenpistolen, Sturmgewehre, Präzisions- und Maschinengewehre im Sortiment hat, ihren Hauptsitz im Schwarzwald hat. Schon länger weiss ich hingegen, dass nicht nur die USA, sondern auch Mitteleuropa vielen Waffennarren – männlich, weiss – eine Heimat bietet.