WOZ News :
Epidemische
Die meisten SchweizerdeutschsprecherInnen glauben seit Jahren, ihr Gegenüber könne die Mehrzahl nicht von der Einzahl unterscheiden, wenn sie nicht den Deppenplural verwenden: Statt «d Gruppä / d Gruppä» heisst es dann «d Gruppä / d Gruppänä» – Sie verstehen, was wir meinen. Zunehmend kommt auch ungefragt ein Plural-s zur Anwendung, etwa in der «SonntagsZeitung»: «Die Zahl wild lebender Büsis nimmt rasant zu. Damit sich das nicht zur Plage auswächst, werden die Tiere eingefangen und sterilisiert.» Wir sind uns bewusst, dass die gesprochene Sprache so lebt, wie sie lebt, aber wir sehnen uns manchmal nach weniger sterilisierten Büsis und mehr wilden Büsi.
Jürg Fischer
Multiplektische
In einer Rückschau auf die Fussball-WM 2002 gelang es dem «Tages-Anzeiger», den südkoreanischen Fussballfunktionär und Politiker Chung Mong Joon «Chung Moon-Joon» sowie «Chung-Moon-jong» zu nennen und schliesslich im Satz «Bei der Verabschiedung der WM-Schiedsrichter gab Chung Moon-jung Urs Meier als einzigem nicht die Hand» eine dritte Variante zu produzieren. Wetten, dass die südkoreanischen Referenzmedien es nicht auf so viele Möglichkeiten bringen, «Urs Meier» zu schreiben.
Jürg Fischer
Geräuschvolle
«Der frühere Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz soll laut aus der Untersuchungshaft entlassen worden.» Er muss dabei dermassen gelärmt haben, dass man bei «NZZ Online» verschreckt die Tastatur fallen liess.
Karin Hoffsten
Streikende
Der «Blick am Abend» berichtete über ein Zürcher Hochhaus, in dem sich die Infrastruktur seit über einem Jahr weigert, ihrer Aufgabe nachzugehen: «Der Aufzug will niemand reparieren.»
Karin Hoffsten
Brünstige
Endlich schickt auch Porsche sein erstes Serienelektroauto auf den Markt: Den Taycan («lebhaftes junges Pferd») treiben gemäss heise.de «zwei permanent-erregte Synchronmotoren (PSM)» an. Wir haben ja schon immer geahnt, womit sich Autoentwickler in ihren Kreativitätspausen beschäftigen.
Karin Hoffsten
Durcheinandergebrachte I
Den «Tages-Anzeiger» beschäftigte ein Chat unter Freundinnen, deren eine um Rat bei der Kleiderwahl für ein Fest bat. Diskutiert wurde auch ein «oben aufgeblustertes, zu langes Schwarzes». Weil sich die Trägerin nicht aufblustern wollte, entschied sie sich für eine Pluse.
Karin Hoffsten
Durcheinandergebrachte II
Dieselbe Zeitung schrieb: «Denn, es sei hier vorweggenommen, die Sache mit dem Sandmann hat seine Tücken.» Doch, das sei nachgeschoben, nur die Sache mit dem passend gewählten Pronomen hat ihre Tücken. Der Sandmann ist total lieb!
Karin Hoffsten
Ganzautomatische
Nicht so die Bodyguards von Kim Jong Un. Die tragen, doch dafür kann der «Tages-Anzeiger» diesmal wirklich nichts, «eine halbautomatische Waffe und eine zweite Waffe für den Notfall». Der berüchtigte Notfallexzess wurde nämlich in Nordkorea erfunden.
Karin Hoffsten