WOZ News

Nr. 4 –

Freundschaftliche

Irgendwo auf dem Kontinuum Mus–Mousse–Muss–Musse–Muse kann man sich schon mal vertun, wie zum Beispiel die «NZZ am Sonntag»: «Neben der Tatsache, dass wir heute abseits des Alltags weniger Muse haben für Freundschaftspflege, sehe ich einen zweiten Grund: Früher wurden Männerfreundschaften oft auf dem Buckel der Frauen ausgetragen.» Vor allem, wenn den Herren dabei die Musen auf dem Schoss sassen.

Logische

Folgende vor kurzem in der «Berner Zeitung» zu lesende Formulierung legt nahe, dass wir durch unsere mentalen Kräfte die Naturgewalten beeinflussen können: «Am Wochenende fiel mehr Schnee als erwartet. Deshalb ist die Lawinengefahr im Osten der Schweiz derzeit sehr hoch.» Als Flachlandeierköpfe fragen wir, ob die Gefahr geringer wäre, wenn mehr Schnee erwartet worden wäre. Und ob dann nicht mit Schneekanonen noch ein bisschen nachgeholfen werden könnte.

Verzauberte

In Sachen Schnee und Philosophie schaltete die NZZ noch einen Gang höher: «Meterweise hüllt der Schnee zurzeit Alpentäler ein. Er ist der grosse Pinsel eines fremden Gottes, der den Monotheismus in Zweifel hüllt.» Nicht wir müssen hier am lautesten lachen, sondern Frau Holle.

Umgepolte

Brachte das Onlineportal von Telebasel wieder einmal die Geschlechter durcheinander? Es schrieb nämlich: «Die Winterthurer Zeitung hat nach der Übernahme durch Christoph Blocher seine inhaltliche Ausrichtung stark geändert.» Das wäre Medienkonzentration einmal anders: Die Moguln beherrschen zwar die Medien, aber deren Lauterkeit läutert selbst die Moguln.

Politgeografische

Der «Tages-Anzeiger» führte die StänderätInnen auf, die auf die nächsten Wahlen ihren Rücktritt angekündigt haben, und nennt im Abschnitt zur SP die folgenden: «Didier Berberat (NE), Pascale Bruderer (SP), Anita Fetz (BS), Claude Hêche (JU), Liliane Maury Pasquier (GE), Géraldine Savary (VD)». Was stimmt hier nicht? Richtig, der Kanton SP hat gar keine eigene Standesvertretung; es handelt sich eher um eine Art «gemeine Herrschaft», ähnlich wie früher der Aargau.

Freundliche

Das «Tagblatt der Stadt Zürich» blickte vor kurzem weit zurück: «Lieberale Kreise um Alfred Escher drängten Regierung und Kantonsparlament zum Erlass eines Baugesetzes, das 1863 eingeführt wurde.» Zur Erinnerung: Die Freisinnigen waren damals noch lange nicht so staatskritisch wie heute, sondern recht eigentlich die grossen Regulatoren. In einem weiteren Schritt wurde dann per Dekret das e aus dem Lieberalismus getilgt.

Solidarische

In der WOZ war letzte Woche zu lesen, man habe «mit Ach und Krach verhindert, dass Sans-Papiers-Kinder in der Schule nicht verpfiffen werden». Obwohl zweimal negativ positiv ergibt, ist es zum Glück nicht ganz so negativ: Die Kinder wurden nicht verpfiffen. Nur die falsche Formulierung hat es mit Ach und Krach in die Zeitung geschafft.

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