Diesseits von Gut und Böse: Der achtsame Shitstorm

Nr. 20 –

Vor einigen Jahren jagte die Autorin Ronja von Rönne nicht nur mich auf die Palme, indem sie in der «Welt» erklärte: «Warum mich der Feminismus anekelt». Inzwischen ist klar, dass das Auf-die-Palme-Bringen zu Frau von Rönnes Kernkompetenzen gehört. Gerade tat sie es wieder, und erneut braust ein Sturm durch die Stuben, doch diesmal finde ich das Ergebnis wirklich lustig: ein Werbespot, mit dem eine Bank um Personal buhlen möchte. Dabei ist mir ja kaum ein Gewerbe so unsympathisch wie das der Banken.

Rönne fragt diverse Kinder nach ihren Traumberufen, was diese brav mit Ballerina, Ritter, Tierpflegerin oder Elefant beantworten. Rönne findet alles blöd und schlägt den Kleinen stattdessen «Traumjobs» wie Applikationsmanager, Security Engineer oder IT-Architekt vor. Die Kinder gucken frustriert.

Dass Ironie von Kindern erst ab einem bestimmten Alter verstanden wird, ist bekannt. Dass Rönne, der Bank, der Werbeagentur und den «geldgierigen» Eltern jetzt im Netz blanker Hass entgegenschlägt, lässt mich aber an der geistigen Verfassung der speienden Erwachsenen zweifeln: Das sei unethisch, Zerstörung der kindlichen Seele und «dreckigstes Neoliberalsprech» – ein Empörter beginnt, «innerlich Benzin in Glasflaschen zu füllen».

Ob die Bank die gewünschte Zielgruppe erreicht, bleibt offen, denn der Spot beweist vor allem das, was auf jetzt.de der Medienprofessor Andreas Baetzgen so formuliert: «Das ist ein extrem langweiliges Thema: Personalwesen in einer Bank, schlimmer gehts ja gar nicht.»