Diesseits von Gut und Böse: Geliebtes Heimatland

Nr. 36 –

In Österreich kommt der Wahlkampf ja schon Ende September zur Klimax. Die Vorgeschichte kennen Sie: Ein Ferienvideo mit dem FPÖ-Exvizekanzler auf Ibiza zog ihn selbst sowie Kanzler Sebastian Kurz samt seiner ÖVP in den Abgrund.

Weil der jünglingshaft ebenmässige Exkanzler unbedingt wiedergewählt werden will, sammelt seine Partei unter dem Motto «Wir für Kurz» unterstützende Videobotschaften; jene der Schauspielerin Christiane Hörbiger gibt besonders zu reden.

«Wie waren wir doch froh und glücklich, wie Sie Kanzler geworden sind!», sagt die Grande Dame deutschsprachiger Darstellungskunst, elegant an einem graziösen Gartentischchen sitzend, in die Kamera. «Entsetzt» sei sie gewesen, als die SPÖ «den Misstrauensantrag gestellt hat, vollkommen verblödet». Damit habe diese «die ganze Republik infrage gestellt beziehungsweise in schlechte Zeiten geführt».

Sie hoffe, dass Sebastian Kurz «triumphal zurückkommen» werde: «Wir wären alle so froh und stolz und glücklich, wenn Sie wieder unser kleines, geliebtes Österreich, mein Heimatland, in Ihre Hände nehmen würden.»

Wer ist «wir»?, fragt sich jetzt halb Österreich. Frau Hörbigers Nichte, die Burgschauspielerin Mavie Hörbiger, twitterte vorsichtshalber: «Grosse Familie, sehr unterschiedliche politische Meinungen», und auch Schwester Maresa, ebenfalls Schauspielerin, distanzierte sich schonend.

Inzwischen kursieren Parodien des Videos im Netz, doch keine erreicht die Meisterschaft des Originals. Zum Glück legt sich die schweizerisch-österreichische Doppelbürgerin nicht auch noch hierzulande für jemanden ins Zeug. Aber so viel Herzblut an gleich zwei geliebte Heimatländer zu verschwenden, würde ja sowieso kein Mensch überleben.