Diesseits von Gut und Böse: Der letzte Drücker

Nr. 42 –

Ich bin sicher nicht die Einzige, die am Sonntag froh ist, dass es endlich vorbei ist – und zwar ganz unabhängig von den Wahlergebnissen. Doch vieles wird mir auch in vier Jahren wieder ein Rätsel sein. Zum Beispiel der irre Hügel im Aargau, wo grob geschätzt zwanzig Kopfplakate hinter- und nebeneinander in der grünen Wiese stecken; wer ernsthaft glaubt, sein oder ihr Foto an dieser Stelle erhöhe die eigenen Wahlchancen, ist doch ohnehin unwählbar.

Auch die Bedeutung von Slogans erschliesst sich mir nicht. Nur weil so ein Spruch möglicherweise tatsächlich ein bisschen witzig ist, komme ich doch nicht auf die Idee, die Person zu wählen. Hier zwei besonders seltsame Exemplare, zufällig beide von der FDP.

Da ist einmal Frau Barbara G.-M., die sich mit dem Slogan vorstellt: «Bin etwa so, wie ich aussehe!» Nicht dass sie unsympathisch wäre: Kurzhaarig und frisch strahlt sie die Betrachterin an. Aber ist das ein Programm? Selbst erdacht? In Zeiten, in denen es glücklicherweise zunehmend saurer aufstösst, Frauen nach dem Äusseren zu beurteilen? Und sollte es ihr eine PR-Agentur aufs Auge gedrückt haben, umso schlimmer.

Im Wahlkampf komplett gaga scheint Frau Rosy S. aus Luzern geworden zu sein: Ihr Plakat zeigt eine asiatisch aussehende Frau mit Kamera und den Spruch «‹Ich bin Losy!› … weil sie mich versteht.» Während die EinwohnerInnen Luzerns täglich unter dem tausendfachen Einfall von Reisenden leiden, steht Rosy für Touristinnen ein. Und zeigt gleich, dass sie auch immer mal für ein rassistisches Scherzchen gut ist.

Dennoch: Sollten Sie noch immer nicht gewählt haben, obwohl Sie dürfen, tun Sies!