WOZ News

Nr. 42 –

Reflexive

«In der Disruption sind sich Kurz und Macron Trump durchaus ähnlich – vor allem aber stellen sie eine erfrischende Abwechslung zur Dauerherrschaft in Berlin dar», konstatierte die NZZ. Ja wer jetzt wem? Ist da nicht grammatikalisch etwas disrumpiert worden? Vielleicht hilft den Betroffenen ein Blick in den Spiegel.

Kontorsionistische

«Da kommt sie ins Zimmer, setzt sich, und für die Zeit des Gesprächs verströmt sie nun eine zugewandte Zurückhaltung, die offener und angenehmer nicht sein könnte.» So beschreibt die «Zeit» eine Interviewpartnerin. Wir können uns die entsprechende Sitzposition nicht wirklich vorstellen und machen uns schon ein bisschen Sorgen. Vor allem, was ist am Schluss noch da, wenn sie ihre Zurückhaltung total verströmt hat?

Menschenfressende

Der «Bund» zitierte eine Touristikerin wie folgt: «Ein Wanderer fährt mit der Bahn nur einmal den Berg hoch. Anschliessend wandert er eigenständig runter. Unterwegs sitzt er ins Gras und ist sein selbst gemachtes Sandwich.» Wir tippen: oben Hühnerbrust, in der Mitte Gurke und unten Käse.

Dampfende

Egal ob man grün oder freisinnig ist, es gibt das eine grosse Anliegen, Ökonomie und Ökologie unter einen Hut zu bringen. Die NZZ schafft dies mit den Mitteln des Sports, wenn sie unter Bezugnahme auf den Laufschuh, den der Marathonläufer Eliud Kipchoge vergangene Woche in Wien trug, schreibt, es sei «unbestritten, dass der Vaporfly tatsächlich ein deutlich ökologischeres Laufen ermöglicht, und somit die Athleten schneller macht». Unbestritten scheint uns lediglich, dass auch der Vaporfly wie alle Schuhe einen ökologischen Fussabdruck hinterlässt.

Pränatale

Die nichtgewinnorientierte Organisation Netmetrix erforscht die Internetnutzung in der Schweiz, zum Beispiel, wie in einer Medienmitteilung formuliert: «Es überrascht nicht, dass Teenager im web aktiver sind als Kleinkinder», aber auch: «Während 91 Prozent der 10- bis 13-Jährigen online sind, sind es auch schon 15 Prozent der unter 0- bis 4-Jährigen.» Nun, auch das überrascht nicht sonderlich; früher hörten werdende Mütter Mozart, damit ihr Kind musikalischer werde, heute möchte man schon dem Embryo den Netzzugang nicht verwehren (über Bluetooth).

Kantonale

Nicht alle Printmedien haben es mit der Geografie. So schrieb die «Neue Luzerner Zeitung»: «Im Tessin mussten Passagiere überfüllte Waggons in Arth-Goldau verlassen und umsteigen.» Sie kann offenbar nicht genug früh anfangen, die Sonnenstube. Gerührt hat uns hingegen dieses Korrigendum des «Tages-Anzeigers»: «Das Schauturnier, das Federer Ende Jahr bestreiten wird, findet in Hangzhou statt, nicht wie gestern berichtet in Guangzhou. Wir entschuldigen uns für den Fehler.» Halb so schlimm, finden wir. Andere verwechseln die Schweiz mit Schweden.

Verblassende

«Thomas Binggeli ist geschieden und drei Töchter», meldete die SRF-News-App. Wir sind froh und einen Satz dazu.

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